Äquinoktium

auch wenn es sich so anfühlt

die zeit ist nicht stehen geblieben

sie ist weiter gelaufen

und hat mia hinter sich gelassen

aus dem schatten heraus treten

das möchte sie

und eilen

ins licht des kommenden sommers

gesehen werden

zwischen blüten und grün

den schützenden schatten verlassen

mit den birken tanzend

der zeit ein schnippchen schlagen

Lieblingssätze 1

„Es gibt Zeiten, in denen sich die Grenzen zwischen dem Ich und der Welt auflösen.“ („Piccola Sicilia“ von Daniel Speck)

Die Zeit wird zur Ewigkeit, verliert ihr Gefüge.

Schweigend steht Ina vor dem geöffneten Fenster und schaut in den Apfelbaum. Sie ist erschöpft, schließt die Augen. Nur die Ohren lauschen. Gesang in den Zweigen, Blätterrascheln im Wind, Taubengurren, spielende Kinder auf der Strasse, ein Mensch, der vorrübergeht und einen Rollkoffer hinter sich herzieht,…..

Sie verliert sich in Geräuschen und lässt von sich ab. Nichts steht zwischen ihr und der Welt. Alles wird eins, fließt und strömt im gleichen Rhythmus, tanzt zur gleichen Melodie.

Leise wird es und dicht. Schwerelosigkeit für einen langen Augenblick .

Bis Ina zurückkehrt in ihre Haut, Tauben und Wind wieder hört und das langsame Pochen des eigenen Herzens. Sie öffnet die Augen – erfrischt und erholt.

Drei kleine Schreibprojekte

Hallo liebe Leser, ich habe hier eine lange Schreibpause eingelegt und möchte nun wieder starten.

Meine Notitzhefte zu den zwei ersten Schreibprojekten sind gut gefüllt. „Zwischen zwei Ablenkungen…“ wird weiter geführt. Im „Suche nach Marie“ bin ich weiter gekommen. Sie ist wieder da. Es gibt Idee und ein grobes Konzept, wie ich ihre Geschichten mit den vielen anderen, die schon in Fragmenten und Bruchstücken vorhanden sind, verbinden und vervollständigen kann. Manches wird auch neu erzählt und erweitert werden. Ich werde das große „MARIE-Projekt“ aber nicht in diesem Blog veröffentlichen sondern in einem neuen: „In This Moment“. Der ist aber noch nicht im Netz.
Das 3. kleine Schreibprojekt „Agnes“ liegt noch brach. Wenn die Zeit reif ist, geht es dort weiter. Jetzt ist erst einmal „Marie-Zeit“

Schnipsel aus meinem Notizheft „Auf der Suche nach Marie“:

9.11.21
Marie ist da und doch nicht da. Seit Monaten scheint sie mir Träume zu schicken, schwere Träume, die kardiologische Beben auslösen. Das Herz schlägt beim Aufwachen zu schnell. Zuerst kommt die Angst, dann steigt der Blutdruck. Zweimal Notarzt und Rettungswagen, um im Krankenhaus festzustellen, dass alles in Ordnung ist mit meinem Herz.
Was sollen diese schweren Träume, die mich seit Monaten heimsuchen bewirken. In meinem Körper bebt die Erde. Ein Vulkan schickt Lavaströme. Was hat das Herz damit zu tun? Inzwischen weiß ich es zu beschwichtigen. Die richtige Atemtchnik sorgt dafür, dass der Puls wieder zum Normalmaß zurück findet. Angst bleibt aus und der Blutdruck normal.
In die Angst bin ich hinein gegangen, um sie hinter mir zu lassen. Ein kleiner Raum am Rande des Bewusstseins bleibt ihr erhalten. Mein Herz ist stark und gesund. Warum regen die Träume mich so auf während ich schlafe, träume und keinen Einfuss auf meinen Körper habe?. Nur das Nachbeben spüre ich. Es ist Zeit für die Träume und das Herz. MARIE, du hast schon immer gewusst, dass für beides genügend Raum vorhanden sein muss. Es gab Zeiten, da führte ich Traumtagebuch. Damit sollte ich wieder beginnen. Am Himmel steht eine Sichel, zunehmender Mond! Und was sagt mein Herz dazu?
Träume sind gute Inspirationsquellen und ein Zugang zum Unbewussten.
Heute Abend liegen Stift und Papier bereit. Und wenn ich alles aufgeschrieben habe, zähle ich rückwärts. Bis ich wieder einschlafe.“

26.9.2020

Wahrlich, 66 ist für mich eine magische Zahl. Die Drei steckt darin in ihrer ganzen Herrlichkeit, wie in der Einheit von Körper, Geist und Seele. Ein Schlager von Udo Jürgens „….mit 66 Jahren, da fängt das Leben an…“ passt zu meinem neuen Lebensgefühl, obwohl ich im allgemeinen nicht auf Schlager stehe.
Da liegt viel Freiheit vor mir, die ich ausloten und auskosten kann, auch wenn der Körper hier und da zu meinem Leidwesen herum zickt. Rein mental fühle ich mich eher wie 33. Die nächste magische Zahl wäre die 99. Ob ich das noch erlebe oder erleben möchte, ich weiß nicht so recht.
Ich bin im Rentenalter angekommen. Ein Großteil meiner Zeit gehört mir selbst und meinen Interessen. Das Schreiben wartet ebenso wie die Natur mich nach draußen lockt und meine Lieblingsbäume besucht werden möchten. Und da ist noch viel mehr!
Eine Fülle, ich muss nur zugreifen und tun.

23.9.20

Bäume, meine Freunde
lange nicht beachtet halten sie Stand
Ich grüße sie von Weitem
und verspreche, sie zu besuchen
schon bald
Als ich Kind war, sah ich die ersten bewusst
vom Bus aus, der mich zur Schule fuhr
hinter ihnen der Rhein
Sie strotzten vor Kraft
da war das Paar, einander zugeneigt
der eine rundlich und wolkenförmig
der andere groß und schmal
Sie standen dicht bei einander
und mochten sich sehr
sie ließen einander Platz zum Wachsen und Werden
und es gab die drei,
die Frauen glichen mit wehenden Haaren
die zu lachen und zu tuscheln schienen
und viele mehr
Damals vor fünfzig  Jahren
gab ich ihnen keine Namen
das kam erst später
bei den vielen Lieblingsbäumen in meiner Nähe
Als ich die alten heute sah, erblickte ich ihren Verfall
sie sind nicht mehr so stark und doch halten sie Stand
dem Klima, dem Wetter, dem  Wind
und stützen einander so gut es geht
altersschwach werden sie noch leben, wenn ich nicht mehr bin

Corona und ich 1

ob wir uns lieben oder nicht – die Zeit, die plötzlich da ist und ich – wir werden sehen
einstweilen warte ich was kommt…..und es kommt so viel

1.
Zeit geschenkt
Corona-Zeit
zu nutzen, schreibend
jetzt
endlich ohne Widerrede

2.
Die 13. Tür hat sich geöffnet
bisher übersehen
hatten sie nicht bemerkt
oder übergangen, ignoriert
sind über sie hinweg gehetzt

jetzt blicken wir hindurch
was springt uns ins Auge
was in den Sinn
Die Tür öffnet den Raum Zeit
was wir dort finden, liegt brach in uns

3.
Dieses Monster Zeit
dass da plötzlich vor dir steht
sich nicht wegdrängen lässt
groß und riesig aufgeplustert
wie die Ringeltauben im Apfelbaum vor meinem Fenster
es bleibt und starrt dich an

Wolltest du nicht immer eine Extraportion Zeit?
Jetzt ist sie da!
Du weißt noch nicht genau, ob sie dir schmeckt.


Gold

Das Gold der späten Sommertage, das sich in den abgeernteten Getreidefeldern verdichtet, liegt noch tief im Schlaf versunken. Nur manchmal strahlt es durch die Träume und lässt Sequenzen in einem besonderem Licht erstrahlen.

Es ist nur ein Schritt. Er scheint dir so schwer. In dir ist der Widerstand groß. Du stolperst, bist plötzlich dem Wurzelwerk näher. Und du staunst….es war gar nicht schwer. Warum musstest du so lange warten? Die Perspektive ist anders, der Blick tiefer. Proportionen im Gefüge von Zeit und Raum verschieben sich. Und plötzlich lacht es in dir: du hast den roten Faden wieder gefunden. Jetzt geh und tu. Die Zeit des Abwägens und Unentschiedenseins ist vorbei.