Eine Geschichte zur Nacht:

 

besondere tage

und über den tagen außerhalb der zeit lag ein frühlingsgrünes lächeln, das lächeln eines verwunderten kindes, für das jede sekunde die aus der zeit heraus wächst einen neuen, noch unerlebten zauber gebiert. und im flügelschatten des großen lächelns verbarg sich die angst mit ihren viefältigen gesichtern. und das licht war wie eine brücke, die menschen miteinander verband und eine weile aus der zeit heraustreten ließ. in der hand des goldenen kindes lag ein feuersprühender ball. siehst du ihn fliegen durch die nacht, die den tag gegessen hat, damit im nachtblau das licht nicht vergessen wird?

Schlaft schön!

Heiligabend

Allen Lesern wünsche ich friedliche und fröhliche Feiertage. Jede Geburt ist ja ein kleines Wunder und in jedem Beginnen liegt Zauber. Mögen wir alle in diesen unruhigen Zeiten das Wunderbare, den Zauber  nicht aus den Augen verlieren und die Kraft des Lichts nicht unterschätzen. Lichter in dunklen Winterstunden sind ein Versprechen, das sich erfüllen wird.

LLoreena McKennitt – In The Bleak Midwinter

ZAUBER

Rosenduftgeschwängert, holunderbeertrunken
nach dem Regen in der Nacht
liegt Blütenschnee auf dem Asphalt
fächelt der Wind sanft in den Blättern.
Alles Grün  gewinnt Volumen
wächst rasant  und strebt dem Himmel entgegen.
Der Tag, eine mädchenhafte Schönheit
mit rosa Wangen und veilchenblauen Augen
auf den Lippen Verheißung und ein Versprechen
vom Zauber, der gerade erst  beginnt.

FRÜHLING

Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
„Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!“

Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
„Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!“

Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
„Der Frühling, der Frühling!“ – da wußt‘ ich genug!

Heinrich Seidel

(Fotos: Entlang der Salm)