Auf der Suche nach Schnee 2

In der Nacht hat der sich der Spalt über den Worten geschlossen und sie unter frisch aufgeworfener Erde begraben.
Wer sich der Erde nähert, hört sie noch wispern. Die Wolken lösen sich auf und verregnen den Tag. Es verschwimmen die Worte, die neugierig nach außen schlüpfen. Kleine Rinnsale und Kanäle schlängeln sich durch die braunen Felder, Gedanken tauchen auf und ab, fließen.
Wie gut die Erde riecht.
lasst uns schweigen, Liebste. Diese Zeit lebt ohne Worte und lässt der Sprache Raum. Im Stillwerden spüren wir den Dingen auf den Grund, fühlen ihr Sein, entwickeln und richten uns neu.
Bis der Regen zu Schnee wird, lasst uns die Worte meiden, Liebste. Manchmal führen sie nur weg von uns. Im Atmen der Welt liegt Größe, und wir sind Teil von ihr.

14.10.20

KRANICHE

Ich höre ihr heiseres Rufen, halte inne für diesen Augenblick
suche den Keil, den sie am Himmel zeichnen
sehe wie er sich scheinbar leicht durch Wolken schiebt
immer in Veränderung, die Form
gen Süden, zur Sonne, auf alten Wegen
unterwegs sein, wohin der Weg dich führt
dem zu folgen der innere Kompass bestimmt
Und mitten drin im  Sturm  
das ICH
der kleine Mensch im Angesicht der Zeit

Kraniche ziehen

Die Kraniche ziehen
Sie teilen die Wolken
und folgen dem Licht
Schneeduft von fern

In ihren Ruf  einstimmen, in Wolkenberge eintauchen
Kein Blau, doch Glutrot finden, ein letztes im Wilden Wein
an der Schmuddelwand gegenüber
während im Radio dieses Lied singt

SUZANNE

Deine Zeit ist abgelaufen, Leonard Cohen
aber deine Melancholie bleibt
die uns alle berührt hat
die in bittersüßen Tagen so tröstlich war
als wir jung und du unser Star warst

Ich bin einverstanden nun mit Stille und Rückzug
und dem Licht der Hoffnung vor meinem Fenster
das nicht erlöschen wird

And I want to travel with him/ and I want to travel blind/ and I know that he will trust me/ for I’ve touched the perfect body with my mind

Der Tag duckt sich unter den Wolken

Klein  und dunkelgrau harrt er dem Sturm, der naht
dessen Wüten schon anrollt und  an allem zerrt und zauselt
dem fliehendem Licht Worte entgegen setzen
und ein Lied
dass grollt und seine Kraft tief aus der Erde zieht
sich langsam entfaltet, bevor es hinaus prescht
und mit dem klopfenden Regen um die Wette singt
Im Auge des Sturms warten, was geschieht und  still werden
bis sich die Silben im Lied, seine Klänge und Töne,
mit dem Fauchen der Winde verbinden
um dem Sturm zu trotzen