MEERE AUS GRAS

Wellengleich wiegen sich Gräser
Wippen auf hohen Stängeln im Wind
Schützen Inseln aus Gänseblümchen
die sich ducken und wispern
mit Spitzwegerich und Klee, am Rande roter Mohn

Es wimmelt im grünen Meer
sommerlich zirpen Grillen, gurren Tauben oben,
schwirren Insekten wie Fische
durch verborgene Wälder
Die Zeit steht still beim Schauen und Lauschen

Tief innen in meinem heimlichen Garten wächst und gedeiht es ebenso
Nichts tat ich. Nur Werden ließ ich und Sein


DAS MEER

Bewegt vom Sturm bin ich heut nicht gelassen. Ich raune, rausche, springe von Wellenkamm zu Wellenkamm. Mein Blick ist heute grau. Die Wellen tragen weiße Ränder. Wo Meer und Himmel aneinander stoßen, ist keine Grenze mehr. Ganz ohne Horizont ist alles endlos weit, scheint alles möglich. Alle Wege scheinen offen. Ich denke nicht, ich bin und bleibe, für dich vielleicht Parkett, auf dem Gedanken Kapriolen schlagen. Für andere dunkler Schlund, der alles frisst und schluckt. Wo Neptuns Reich im Schatten wächst, wirst du die schönsten Zaubergärten finden und Lebewesen, die dich staunen lassen. Die Fantasie, genährt durch viele Mythen, hat freie Bahn zum Fabulieren. Das Boot, ein Tausendsassa, Spielgefährte, treibt weiter und wird sein Ziel bald finden. Der blauer Wal ist mit im Spiel, vielleicht als Hüter von dem kleinen Boot.

Da war ich nun….

Angekommen am Meer…

noch nicht ganz, zu viel geschehen
gefühlswellen schwappen hoch
in die haut frisst sich salz
wo wogen nicht geglättet
toben  gedankenstürme

 

kämpft der wind um das letzte wort
ächzen baum und strauch
zeit hat ihr eigenes maß
stille und gelassenheit
lassen sich nicht erzwingen
was im auf und ab von ebbe und flut
an den strand gespült wird
kann fluch und segen sein, zugleich

Selbstbildnis 3

Liebe MORGANA,

die Morgenröte grüßt dich. Ich bin auf der Insel, war es schon immer und habe mich in den Wellen des Ozeans verloren.
Dieses Funkeln, viel zu schön, viel zu viel des Lichtes, Irritation!
Aus dem Schatten der Hecke zu treten, um sich ins offene, ungeschützte, weite Meer zu trauen, zu viel, überwältigend.
Jetzt wieder an Land, den Wind auf der Haut, die geschlossenen Augen der Sonne entgegengereckt, Regenbögen unter meinen Lidern. Wie es mich streichelt, wie zärtlich der Wind mich trocknet. Ich werde mich wieder einsammeln, ganz langsam. Werde mich besinnen.
Es aushalten, dieses Zuviel, diese Fülle.
Ich hatte vergessen wie es ist, aus der Fülle zu schöpfen. Die Insel ist klein, eine Vogelinsel mit Leuchtturm. Kein Traumtänzer zu sehen. Aber brauche ich den? Fatamorganen, Nachtgeplärr, Fluchten. Gruß, AURORA

Ich gehe und glaube

In  das graue Einerlei mit den weinenden Himmeln
will ich türkisfarbene Horizonte zeichnen
und Wellen goldene Schaumkronen aufsetzen
in die leeren Muscheln vergessener Strände
lege ich rosa Perlen, die von innen leuchten
auf dem Weg zwischen heute und morgen
sehe ich Verworrenes sich  entflechten
Verknotetes gibt nach und löst sich aus der Erstarrung
aus dem Nebel schälen sich Konturen
und winzige Spuren von Farbe, die sich ausbreitet

Spiralförmig will ich mich hinaus schrauben aus vergangenen Tagen
die ihren Glanz nicht länger verborgen halten wollen
Du kannst wählen:
Mitgehen oder Dableiben, Glauben oder Zweifeln

Rosenzeit…5

Guten Abend Flores,

der Tag neigt sich dem Ende zu – Zeit , um zu lesen und festzuhalten, was der Tag an Gedanken so mit sich gebracht hat. Oder – was ich sehr gerne in den Abendstunden erledige – Briefe beantworten. Ich wäre gern an deinem Meer, würde dort mit eigenen Augen sehen dürfen, wie der Himmel sich in der unendlichen Weite des Ozeans spiegelt und die Grenze zwischen beiden zerfließt. Dieser Raum zwischen Wasser und Himmel, der am Horizont verschmilzt ist doch wie die großen Liebenden, die sich nach langer Suche am Abend endlich gefunden haben, um sich im Morgengrauen wieder zu trennen. Dort liegt ihr Geheimnis, ihre Sehnsucht und die Hoffnung auf Unsterblichkeit. Wie die Vögel werden sie getragen von unsichtbaren Flügeln. Jeden Abend schauen sie aufs Neue hinaus, warten aufeinander und suchen nach einem Hoffnungsschimmer. Ihre Sehnsucht ist wie ein Leuchtturm in der Nacht.
Ich würde nicht satt werden, den Wellen und dem Wind zu lauschen und die natürlichen Lichtspiele auf dem Wasser zu bestaunen. Die Zeit wäre nicht wichtig. Leider lebe ich in der Stadt, weit entfernt von meinem geliebten Meer. Hier sind die Horizonte eng. Nur die Katze auf dem Dach kennt die Freiheit und das Dächergewirr zwischen dem filigranen Schornstein-und Antennendurcheinander. Kein Wunder, dass sich Liebenden hier nur selten finden. Wo sollten sie sich verstecken, wenn balsamische Juninächte locken?
Die Liebe braucht Raum und Freiheit, um zu wachsen und umfriedete Rosengärten für die Zweisamkeit, in denen keine Zuschauer lauern.

Ja, ich war heute lange in meinem Garten. Traurig begutachtete ich die Schäden, die dicke Hagelkörner am Nachmittag verursacht haben. Das sah nicht schön aus. Ich hoffe, sie werden sich erholen, die verbliebenen Blüten. Die Vögel waren verstummt. So ging ich in den Pavillon und schaute nach der chinesischen Nachtigall. Sie sang für mich ein Liebeslied.
Mein Blick folgt jetzt einer Möwe, die am naheliegenden Fluss ihre Heimat hat. Der Fluss strebt zum Meer. Ich schenke ihm meine Gedanken. Die Wellen werden Wassergeschichten daraus weben und das zierliche Gespinst zu dir tragen.

Herzlich, Bela von Rosenhaag

ein Geschenk von Jörg, dem Dingefinder

Am Fluss Im Fluss

Ein wölben glucksen gluckern
wellenschlagen
strudeltragen
in der sonne schimmern
lichtes glimmern
hingetreibe hergetreibe
ohne halt und ohne bleibe
blasenkreisen
meeresweisen
durcheinandermiteinanderdringen
blubbernd klingen
fortgeströme
glockentöne
sonnenfangen strudeltrudeln
elfen sangen neckisch dudeln
abwärts reisen
sterne weisen
sommerlachen
fahrt und drachen
flitzen-blitzen
fische spritzen
wolken spiegeln wasser flügeln
treiben lassen ohne hassen. . .