AURORA, die auf dem Seil tanzt 7

10.2.

Hallo liebster Federfreund,

der Nachmittag war schön. Er brachte Sonnenschein und im Licht sahen die verregneten Straßen silbern aus. Ich hängte mein Seil auf und wagte mich hinauf. Was für ein Hochgefühl, wieder oben zu stehen und gekonnt mit der Balancierstange zu jonglieren, aber dann – wieder unten – rutschte die Stimmung in den Keller. Ich kann dir nicht sagen, wodurch es ausgelöst wurde.
Ich bin traurig und dieser Schmerz brandet in mir wie Ebbe und Flut, immer neu, unvorhersehbar, nie gleich. Glaubst du, dass man sich in einem Menschen verlieren kann? So, dass man sich nie wiederfindet? Selbst wenn man glaubt, man hat sich wiedergefunden – und schon jubiliert das Herz – kommt die nächste Welle und schwemmt einen fort.
Ich hatte mich doch längst freigeschwommen. Ich verstehe mich nicht und zürne mir.
Warum bin ich oben auf dem Seil viel sicherer, als unten auf dem Boden. Dort brauche ich ein doppeltes Netz, um den Stolperfallen zu entgehen.
Wirf mir das Netz herrüber, und zieh mich auf deine Insel. Ich möchte ganz oben im Leuchtturm neben dir sein, über das Meer schauen und deine Nähe spüren.

Gute Nacht sagt für heute Aurora

Verwurzelt fliegen

v

angst orten – den schmerz aushalten
trauer zulassen
und abschied nehmen
etwas sterben sehen
sich leer weinen

spüren
die füße ankern im boden
verwurzelt finden sie quellen
dort – wo die erde schläft
und pulsierend leben schenkt
mit dem trommelschlag der zeit
schwingst du im gleichklang

fühlen
der geist erdet im universum
gehalten – geführt
dort – wo der himmel sich wölbt – wirkt
deine gedanken und träume beschützt
und dir nischen gewährt
im grenzenlosen raum

atme sie ein – diese kraft – tief
dann lass los
die trauer, den schmerz und die angst
und lehr dein herz fliegen

(2005)

das leben überleben

wieder diesen schmerzes erinnert/ wie er damals war/ obwohl die zeit der trauer lange abgelaufen ist/ in den körper eingebrannt, nun erinnert/ angerührt vom erleben eines anderen menschen/ mitleid? nein./ mitgefühl!
vielleicht haben wir ALTEN wirklich etwas weiterzugeben:
die kunst zu wachsen an trauer und schmerz/ die kunst, damit zu leben, zu überleben/ um später, manchmal viel später, frieden zu machen damit und das vergangene zu segnen