Bitter-Süß

Einst liebte ich den Mann
der wie ein ferner Gott mit Worten webte
feinst Gespinste
die in mein Herz süß-bittere Sehnsucht säten
mit Sätzen eingesponnen, seidenzart
ward ich geborgen in mir selbst und gut beschützt

Den Rosen nah, war doch sein Herz voll spitzer Dornen
mit meinen Worten, die als Echo ihn umwehten
zog ich sie sanft, doch Wunden blieben
die schmerzten und zu Narben wurden
die ich noch immer spüre
bei jeder Silbe, und in allen seinen Sätzen

Das Glas zur Neige ausgetrunken
schmeckt letzter Rest Essenz
bitter-süß in seiner reifen Fülle

für einen fernen dichter

und immer suchte ich dich
zwischen raschelnden Worten
und knisternden Silben
öffnet sie sich, deine Welt

will sie fassen
zwischen Dornrosenhecken
aber der Wind trägt sie fort
ins Frühlingsblau des Morgens

wenn ich folge
auf üppigen Sommerwiesen
fällt sanfter Schatten in die Seele
Glück für den Augenblick

wenn unsere Wege sich trennen
unter sinkender Sonne
im welken Oktoberlaub
ernte ich Herzensfrüchte

folgst du einst dem Sternenweg
schau ich zum Himmel
ein Flüstern träumt mir Märchen
in frostklare Nächte

wenn deine Welt sich öffnet
in knisternden Silben
und raschelnden Worten
noch immer suche ich dich