18.9.20

Einmal noch….

Die Frau sitzt am Küchentisch. Eben war sie im Garten, um einzusammeln, was der Sommer zur Ernte gebracht hat: Tomaten, Gurken, Bohnen, Brombeeren, die letzten Äpfel. Alles möchte sie vorbereiten und verarbeiten, ein Schatz für die kühle Jahreszeit. Die Sonne scheint durchs Küchenfenster und hüllt den Raum in warmes Septemberlicht. Mitten zwischen den Früchten kommt sie sich vor, als sei sie Teil eines flämischen Stilllebens. Vergehen und Abschied liegen bereits im Tag unter dem makellos blauen Himmel, der vom Sommer spricht und am Abend und in den Nächten den Herbst nicht verstecken kann. Der Wind raschelt in den Blättern, fährt kühl an ihrem Hals vorbei, lässt sie kurz frösteln. Im Radio hört sie ein Liebeslied.
Den Song kennt sie von früher. In der Männerstimme liegt Sehnsucht und Begehren, schwingt die noch nicht gestellte Frage …du mich auch…? Immer wieder die Worte… fall in Love with you… . Sie spürt mit, fühlt die Spannung, die den Körper beinahe zerreißt , wenn heimlich Blicke getauscht und nicht abgewendet werden können, wenn Körper sich anziehen aber noch nicht berührt haben, wenn es noch Mut braucht, die in der Luft hängenden Worte auszusprechen und die Angst stark ist zu hören… ich dich nicht … .
Wann war sie das letzte Mal verliebt, hatte Schmetterlinge im Bauch?
Wie schön das wäre, einmal noch zu spüren: ich bin verliebt…vielleicht an einem reifen Septembertag, in dem der Sommer zum Herbst hin schmilzt.


September, bitter-süß

Nächte nagen die Tage an
legen einen  Marienmantel über den Abend
Hier und da ein erstes rotes Blatt
am wilden Wein im Heckengebüsch
süße Essenz fruchtiger Reife
der Becher bis zur Neige ausgetrunken
Es bleiben deine Worte
gestapelt und versteckt in allen Ecken
wollen von mir gefunden werden
um das Blut aufzuwirbeln
 und Funken durch die Gedanken zu blitzen
So bleibst du gegenwärtig
während deine Stimme langsam verblasst

und meine wieder Worte findet