Wurzeln 21

Großmutterhaus(2)


Wurzeln, Wurzelstöcke, Wurzelgemüse
Kellerkinder, Kartoffeln, Äpfel, Beete, Zwiebeln in Zöpfen, Kohl, Sellerie, Pastinaken u.s.w.
Sie vertragen kein Licht und brauchen hölzerne Lagerstätten mit der richtigen Luftfeuchtigkeit, um zu überwintern.
Manches hält sich auch in feuchtem Sand.
Der alte gemauerte Lehmkeller war genau richtig zum Überwintern. Da konnten die Kellerkinder ruhen und frisch bleiben, bis das erste Frühgemüse geerntet werden konnte.
Schwach erinnere ich mich noch an die Apfelstiegen im Keller, besonders an den Duft, der sich im Haus breit machte und sich in der Vorweihnachtszeit mit dem Geruch nach frischgebackenen Stollen mischte.
Es gab auch eine dunkle Vorratskammer mit Mehlkiste, und gutgefüllten Regalen, in denen die Gläser mit Marmelade, eingemachtem Obst, eingelegtem Essiggemüse und der eingekochten Leber-und Blutwurst standen.
Ein geheimnisvolles Paradies, in das ich mal eingesperrt wurde. Was ich angestellt hatte, weiß ich nicht mehr, aber dass ich eine Ewigkeit lang auf der Mehlkiste saß und meinen ängstlichen Gedanken folgte, daran erinnere ich mich. Die Angst hielt sich in Grenzen. An die Dunkelheit gewöhnten sich die Augen. Schatten tanzten, Staub wirbelte, Geräusche von außen klangen anders, und die Geruchssymphonie gab der Nase zu tun. Alle Sinne waren hellwach in dieser Abgeschiedenheit. Vermutlich war ich nur kurz in der Kammer, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor.
Ich schließe auch heute noch oft und gerne die Augen, um mich mit den anderen Sinnen auf die Umgebung und alles was da schwebt, weht, wirkt und flüstert zu konzentrieren.