Über dem See liegt Nebel. Wo er sich lichtet, lässt sich ab und zu einen Blick auf das andere Ufer erhaschen. Lichtfunken zaubert der junge Morgen zwischen die dichten Schlieren. Was der Tag wohl bringt?
Zwischen Nebeln und Wolken liegt ein Versprechen: du Tag wirst mich nicht verletzen. Einen heilsamen Zauber wirst du wirken.
In den Tautropfen, die wie Perlen am Schilf kleben, fängt sich Feuer. Schemenhaft in der ferne Baum und Haus. Kein Hauch kräuselt das Wasser. Ich spüre Stille in mir. Gedämpft dringen Rufe an mein Ohr, doch nur ich suche mich heute.
Nebel

Aurora, die auf dem Seil tanzt 9
23.2.
Liebster Traumtänzer,
ich muss dir noch ganz schnell etwas erzählen: eben traf ich eine Kollegin. Sie nennt sich „Seiltänzerin der Nacht“. Endlich mal jemand, der sich auch aufs Hochseil traut ohne Netz und doppelten Boden. Ach, mein Seelenfreund, wie ist die Welt von da oben schön. Der Himmel ist nah. Ich bin versucht, die Sterne wie goldene Äpfel vom Himmelszelt zu pflücken. Möchtest du einen haben? Ich teile gern! Ich könnte mit ihnen natürlich auch auf dem Seil jonglieren. Hm? Ich sehe dich nicht mehr. Mein Herz ist bekümmert. Über dem Ozean hängt seit gestern Nebel. Die Möwe Jonathan und der Rabe Jasu leisten mir Gesellschaft.
Ich bin so unruhig, kann nicht eine Minute mehr still sitzen. Ich will mein Bündel packen und aufbrechen gen Süden. Wenn du am Strand bist, grüße das Meer und die Wellen von mir, ja? Ach wärest du doch eine Weile hier bei mir – könnte ich nur wirklich ein paar Worte mit dir sprechen.
Ich sehe dich nicken – eine ganz liebevolle Umarmung schickt die deine Aurora
Bald Schon!
im nebel versteckt
der ton, klänge, lieder
ein großer gesang
den knisternden herbst wecken
und das fallende wallen
Erde, meine Mutter
„Erde,“ flüsterte ich,
„berge mich in deiner Mitte,
damit ich träumen kann.“
Und die Erde nahm mich in ihre Mitte
dorthin wo es warm ist und feucht
wo alles keimt und wächst
wenn die Zeit reif und der Schlaf vorüber ist
Und ich kuschelte mich in die mütterliche Erde
schloss die Augen und träumte von dem
was im Nebel der Zeit noch darauf wartet
getan zu werden.
Ein Rinnen war in der Erde
ein Flüstern und Raunen
und das Lied allen Lebens
Ich schlief wie ein Kind,
dem die Mutter ein Wiegenlied singt