kohlmeisen heute
sie hüpfen von ast zu ast
und pfeifen ihr lied
flink sind sie auf und davon
verschwinden im nächsten baum
es plinkert silbern
perlmutt in blassen wolken
glitzernde tropfen
hängen wie perlen im baum
sonne malt den himmel weich
kohlmeisen heute
sie hüpfen von ast zu ast
und pfeifen ihr lied
flink sind sie auf und davon
verschwinden im nächsten baum
es plinkert silbern
perlmutt in blassen wolken
glitzernde tropfen
hängen wie perlen im baum
sonne malt den himmel weich
Ich klaue das Blau aus den Himmeln und schenke ihm Worte
Der Wind nimmt sie mit – einmal um die ganze Welt
Sie nehmen auf, gewinnen an Fahrt
werden Gesang, es wispert, säuselt und füstert
und singt dich in Träume vom großen BLAU
Ich bin ein Findelkind. Das zu denken gelingt mir nicht, denn ich kenne keine Worte. Die meiste Zeit schlafe ich. Wenn ich wach bin habe ich Angst. Es ist kalt und laut. Die Leere in meinem Bauch nagt an mir, frisst mich auf. Ich schreie, bis ich wieder eingeschlafen bin. Ich bin noch nicht lange auf dieser Welt, wie soll ich Worte da kennen; wie beschreiben können, wo ich bin und was passiert? Ich nehme den Daumen in den Mund und nuckel ihn wund. Da ist eine vage Erinnerung an etwas Warmes, von dem ich Teil war, und der jetzt nicht mehr da ist. Die Stimmen, die ich höre, sind fremd.
Und dann ist da plötzlich etwas Neues, etwas Warmes, das mich für einen Augenblick lang in die Arme nimmt und tröstet. Gleich fühle ich mich besser. Mir wird warm. Das nagende Gefühl in meinem Bauch bleibt. Ich öffne die Augen und schaue in ein unbekanntes Gesicht. Zusammengekrümmt liegt es neben mir und schreit. Wenn ich wachsen darf, werde ich wissen, dass die fremden Geräusche das Wogen der Wellen, der Sturm und das Möwengeschrei eine andere Art von Lied sind. Ich werde wissen, dass dieses warme Etwas neben mir sich ins Leben zu schreien versucht, wie ich. Wir sind beide klein und hilflos. Ausgeliefert! Aus der Not geborene Zwillinge, die im Boot aus Binsen auf Nahrung warten und auf menschliche Wärme; ein schützendes Dach erhoffen und liebevolle Hände, die zärtlich berühren.
Später, wenn ich gewachsen bin, werde ich diese Worte kennen. Wo ich herkomme? Von Nirgendwo! Ich bin der Anfang einer Geschichte, deren Beginn im Nebel der Vergangenheit verschwunden ist. Es wird mein Schicksal sein, ein Suchender zu bleiben.
noch grünes eifelflirren im kopf
und ein sirren vom wind
über dem wasser
ein lied in den zweigen
sing mit mir und dem wind
dem rauschen der bäume
und wispern der quelle
eingehüllt in lichte schatten
resonanz erspürend
von den wurzeln unter der erde
alles singt mit
und schreibt seine melodie
in dein fließendes blut
Plötzlich, mitten im Lied, ist er entgeistert davon geflogen, panisch. Der Ton war zu schrill. Ihm war zumute, als sei in seinem Lieblingsinstrument, der Geige, eine Seite gesprungen. Er setzte sich zwischen die Stare auf der Stromüberlandleitung. Furchtbar, dieses Pfeiffen im Ohr. Die Stare versammelten sich, um gen Süden zu fliegen. Wenn die Stimme, aus der er erklungen war, so dachte der Ton, so unvorsichtig mit ihm umging, wollte er sich lieber eine andere Stimme suchen. Warum, nicht einfach mitfliegen mit den Staren?.Hier hielt ihn nichts mehr. Zum Glück ließ das schrille Pfeiffen im Ohr langsam nach und die Energie kehrte zu ihm zurück.
sein letztes lied
und weiß es nicht
ein narr rennt quer durch alle zeit
es brennt gewand und narrenkappe
und wo er rast, brennts lichterloh.
paulinchen weint.
der narr,
aus dessen fingerspitzen funken stieben
er fühlt und spürt die hitze nicht
sein geist ist fern an andren orten
die erde schweigt
der vogel singt den letzten ton
WENN EINE SEELE WANDERT
Still der Tag und silbergrau meliert
und doch bewegt
es singt ein Lied sich in die Zeit
wenn eine Seele wandert leise
doch wohin geht sie, wenn der Körper stirbt?
Wie eine Wolke sich zerfranselt
und aufgesogen wird vom Blau
löst sie sich auf im NICHTS
Sprachgespinste schaffen
Inseln aus Licht erschaffen
kleine Oasen zwischen Wüstengebirgen
duftender Früchte sinnlicher Raum
fruchtbarer Sprache Landschaft und Garten
Sätze, wie Burgen, eingezingelt, ummauert
elfenbeinfarbige Türme auf hohen Bergen
Zinnen, die zwischen Wolken schweben
dazu Zimbelklang und schamanische Trommeln
Klang und Tanz, ein Tönen und Betöntwerden
magische Worte gedüngt mit Silbengold
gewebt im Schatten der Hecke
Mondsilber zwischen den Zweigen
und fern das Lied vom Meer
ein Raunen von Wasser und Wind
Wellen die aufnehmen und leiten
wie der Schoss einer rätselhaften Göttin
Zwischen den Dialogen schwingen verhaltene Töne. Ich bin neu, und das Entziffern fällt mir schwer. Rätsel sind noch zu lösen. Nicht alles versteht sich von selbst, hinterlässt nur ein Ahnen. Traurigkeit flaut auf wie eine verregnete Fahne im Wind an einem schmutziggrauen Tag: nicht mehr Winter und noch nicht Frühling. Gräser, die neben Baumsilhouetten trotz alledem in die Luft staken, abblätternder Putz an einer vergrauten Fassade, Ausgewürgtes und gräulicher Papiermatsch auf dem Asphalt, verhaltene Farben, ein fahriges Gelb, ins Braun sich verfärbende Zweige, verwaschener Backstein und Luft, die man auswringen könnte, Rheinwasser dass über die Ufer tritt und sich in alte Flussarme ergießt, dazwischen vertraute Baumriesen, die gebrechlich wirken. Ein gebrochenes Herz, verstummte Stimmen, Sehnsucht…
Hätte ich Energie heute, ich würde einen frischen Ton in die Stimmung pusten und einen warmen Klang zwischen die Worte singen…erst leise, dann immer lauter…hörbar, ein junges Lied, das Mut macht gegen Frustration, Enttäuschung und Resignation, eins, dass die Schwere nimmt, Leichtigkeit schenkt und Kränkung heilt.