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Die 13 Raunächte liegen hinter mir. 13 Wunschzettel schrieb ich ans Universum. Einer blieb übrig. Den will ich nun selbst angehen: „Trau dir mehr zu“ Ja. das sollte ich, denn ich kann stolz auf mich sein, habe viel gelernt, gelebt, erlebt, erlitten und geliebt, da muss ich mein Licht nicht länger unter den Scheffel stellen. Und schon bin ich wieder bei meinen Wurzeln. Sich zeigen, Glänzen, Raum nehmen, sichtbar werden, dass war für Mädchen in meiner Familie nicht schicklich und wurde nicht geduldet.
1. Der Ahorn hochlodernd eine gelbe Flamme im Licht der wilde Wein ein roter Zauber im Hintergrund 2. Das kleine Blatt auf der Mauer zart und fein gefiedert nur noch die Rippen haben Bestand und ein Rest vom Gelb dazwischen 3. Die Mauer mit dem verblassten Anstrich der abblättert und Hintergrund ist für Efeu und das Rot des wilden Weines
Hochauflodern möchte ich im Sonnenlicht, für etwas brennen auf meine alten Tage. Und wenn meine Struktur sich unverschleiert nach außen zeigt, weil mein Fleisch sich verflüchtigt, dann soll sie filigran sein und dennoch stark. Wo Narben und Falten mich zeichnen, soll mein Licht bleiben und wie das Leuchten vom wilden Wein sein im Herbst. Wenn ich dann irgendwann loslassen muss oder darf, möchte ich zur Erde schweben wie ein Blatt im Wind und wieder zu Erde werden.
ich lese im letzten licht und zähle fallende blätter das weiche moos liegt grün und still in einen hohlen stamm hat jemand dein zeichen gemalt der wind weht worte übers wasser in der hecke wispern stimmen
„Was für ein merkwürdiger Traum.“ denkt Frau Lillac, während Traumfetzen an ihrem inneren Auge vorbei düsen. Sie spürt noch das großartige Gefühl innerer Befreiung, als das Himmelsleuchten am Ende des Traumes in jede Pore ihrer Haut eingedrungen war und sie mit Licht und Liebe bis zum Rand ausgefüllt hatte, bis sie selbst zu leuchten begann. Rundum erneuert, als hätte eine höhere Macht ihren Körper recycelt, so frisch fühlte sie sich beim Aufwachen. Und sie hörte noch die warme, wohltuende Stimme , die in ihr Ohr flüsterte, während ein warmer Wind sie sanft streichelte: „Ausreisen, du wirst ausreisen.“ prophezeite die Stimme. Frau Lillac kostet diesen Satz. Er schmeckt süß und hat im Abgang etwas Bitteres. „Wohin soll ich denn ausreisen? Was meint die Stimme? Plötzlich denkt sie an MARIE, ihre Freundin aus Kindertagen. An einem Morgen hat diese die Haustüre hinter sich geschlossen, ist zum Hafen gegangen und mit einem Fischerboot aufs Meer hinausgeschwommen. Sie folgte einer Traumstimme, die sie zu einer fernen Insel und einer besonderen Aufgabe schickte. MARIE blieb lange verschollen. Monate später fand FrauLillac sie in der städtischen Klinik wieder. MARIE lag im Koma, aus dem sie als eine Veränderte erwachte. Nie erzählte sie von ihren Erlebnissen auf der Insel, aber eine Weisheit strahlte von ihr aus, die jeden in seine Tiefe zu führen vermochte, der ihr begegnete. Sie sei nicht mehr von dieser Welt, hatten einige Bekannte gemeint. „Wenn jemand seinem ganz eigenen Weg geht und gegen den Strom schwimmt, wird dieser Jemand nicht immer ein Stück weit sonderbar wirken?“ fragt sich Frau Lillac und springt aus dem Bett. Die gewohnten Gedankengebäude zu verlassen, über den Tellerrand zu hüpfen wäre eine Art Ausreise für sie. Wolte sie das nicht schon lange?
Der Mensch ist aus Geschichten gemacht, die das Leben auf seine Haut oder in ihn hinein geschrieben hat. Märchen und Legenden sind auch dabei. Wer aber will im Gewächshaus der Erinnerung schon darüber urteilen, was wahr ist oder gefälscht, was wachsen darf oder ausgemerzt werden soll? Die Grenzen werden fließend, wenn Jahre sich in Schichten über die Zeit legen und der Körper älter wird; wenn Unbewusstes aus tiefen Quellen lianengleich empor steigt zum Licht und Blickwinkel auf die Vergangenheit sich ändern. Wenn ich nun beginne mit der allerersten Geschichte, dann könnte ich weit über mich hinaus gehen und vielleicht dort beginnen, wo die Nordmeere am tiefsten sind und die jodhaltige Luft mit ihrem Salzgeschmack die Nase kitzelt. Ein kleines Boot aus Binsen hat den Wellen getrotzt und wird einen Strand finden, an dem es sich anhaken kann. Denn meine erste Geschichte beginnt lange vor meiner Geburt. Wenn ich sie erzähle, dann wird sie erhört weiterleben, wenn der letzte Atemzug getan ist. Und sie wird ein kleiner Mosaiksteine sein im großen Menschheits-Puzzle. Ich sehe das Gewächshaus der Erinnerung vor mir, nichts wird beschnitten. Es darf sein, was sich traut. Es grünt und blüht, verschenkt sich großzügig als Samen, Früchte und Blumen. Und alles besteht aus Worten und Bildern, die sich ineinander weben zu einem sich stets veränderndem Gemälde. Was da wen befruchtet oder zum Leben ermutigt, bleibt ungewiss.
Das Gold der späten Sommertage, das sich in den abgeernteten Getreidefeldern verdichtet, liegt noch tief im Schlaf versunken. Nur manchmal strahlt es durch die Träume und lässt Sequenzen in einem besonderem Licht erstrahlen.
Es ist nur ein Schritt. Er scheint dir so schwer. In dir ist der Widerstand groß. Du stolperst, bist plötzlich dem Wurzelwerk näher. Und du staunst….es war gar nicht schwer. Warum musstest du so lange warten? Die Perspektive ist anders, der Blick tiefer. Proportionen im Gefüge von Zeit und Raum verschieben sich. Und plötzlich lacht es in dir: du hast den roten Faden wieder gefunden. Jetzt geh und tu. Die Zeit des Abwägens und Unentschiedenseins ist vorbei.
Über dem See liegt Nebel. Wo er sich lichtet, lässt sich ab und zu einen Blick auf das andere Ufer erhaschen. Lichtfunken zaubert der junge Morgen zwischen die dichten Schlieren. Was der Tag wohl bringt?
Zwischen Nebeln und Wolken liegt ein Versprechen: du Tag wirst mich nicht verletzen. Einen heilsamen Zauber wirst du wirken.
In den Tautropfen, die wie Perlen am Schilf kleben, fängt sich Feuer. Schemenhaft in der ferne Baum und Haus. Kein Hauch kräuselt das Wasser. Ich spüre Stille in mir. Gedämpft dringen Rufe an mein Ohr, doch nur ich suche mich heute.
Ich lade dich ein, die Stille gewähren zu lassen, kleine Auszeiten zu nehmen, in denen du dich im Meer verlierst, um im Auftauchen und Wiederfinden den Wind zu spüren, das Licht willkommen zu heißen, wie das Wasser zu fließen und auf dem Grund deiner selbst Anker zu werfen.
und singe wie die amsel im apfelbaum,
bevor die sonne unterging
während ein blatt golden im wind
zu boden schwebte
und mein herz warm wurde
im letzten licht
und ich mich öffnete dem großen Gesang in dem alles zusammen klingt