Lange Weile

Es ist eine lange Weile her, da hatten meine Worte kurze Beine. Nur kurze Wege konnten sie zurück legen ohne aus der Puste zu geraten. Es war einfach kein Raum da für Sätze, die eine lange Weile geruhsam wachsen konnten. Vorbei die Zeiten, da ich unter einer Kastanie saß, dem Blätterflirren zusah, das Gras wachsen hörte und die Wolken ziehen sah.und die Zeit  eine lange Weile lang ruhte. Nun kommen sie zurück die langen Weilen, in denen die Uhren stehen bleiben, weil der Augenblick sich dehnt und alles in ihm erfasst werden möchte, auch die kleinen Elfen, Zwerge und Feen, denen es gelingt, die stehen gebliebene Zeit so lebendig und belebend zu
machen – schließlich können sie zaubern- und die den Worten eine Chance geben, sich zu Sätzen zu ordnen, aus denen eine zeitlose Geschichte heran wächst.

Gertrud Trenkelbach Blog

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Lange Weile hatte kurze Beine. Nein, Lügen hatten die. Warum eigentlich? Ich hatte immer kurze Beine…bin ich eine Lüge?

Also, noch einmal:

Lange Weile.

Eine Weile, die sich hinzieht. Wo zieht sie sich hin. Sich selbst zieht die Lange Weile irgendwo hin…..Ist das nicht ein wenig umständlich?

Weshalb so kompliziert?

Ist direktes Zielgehen weniger kompliziert? Was der Körper da alles leistet!

Gibt es unkompliziert? Aber Lange Weile ist gar nicht kompliziert.

Sie ist einfach, einfach da. Und zieht sich so dahin.

Also gut.

Halten wir das fest:

Die Lüge hat kurze Beine, die Lange Weile ist unkompliziert.

Beide treffen sich.

Sie schauen sich an.

Sie erblicken in der anderen etwas.

Das Etwas ist bunt.

Das Etwas ist gläsernd.

Das Etwas ist zäh zerbrechlich.

Das Etwas springt hervor, bedankt sich bei Lüge und Langer Weile.

Das Etwas nimmt Anlauf.

Das Etwas springt, hüpft, zieht sich, streckt sich, schrumpft, bläht und pfeift…

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