Selbstbildnis 8

Ein guter Grund

Wenn es mir richtig mies geht, wenn alle Flaggen innerlich auf Halbmast stehen, wenn ein Weg mal wieder in einer Sackgasse gelandet ist, ich mich – zum wievielten Mal eigentlich? – im Kreis drehe und nicht vorwärts komme, wenn die Stimmen in mir so schrill und laut werden, dass ich meine eigenen Gedanken nicht mehr verstehe, dann ….
….grabe ich mich in die Tiefe meiner Textlandschaft und werde fündig. Plötzlich verstehe ich meine Gedanken wieder, weil die Stimmen nur noch flüstern. Ich hüpfe aus dem Kreisen und komme einen Schritt weiter. Die Sackgasse entpuppt sich als Refugium, ich hisse die Fahnen und die Stimmung wechselt von grau auf bunt.

Alleine dieses Resultat befriedigt mich enorm, ganz gleich wer, wann und weshalb, auf meine Texte stößt und sich von ihnen berühren lässt.

Eine Träne

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Eine Träne hat sich verirrt und vergessen
woher sie kommt
aus welchem Weinen  sie sich löste
aus welchem Lachen sie entsprang
Wo sind nur all die anderen geblieben?
Ganz einsam und allein
nicht wissend wer sie ist, woher sie kommt, wohin sie geht
bleibt nur das eine:
das was sie zieht im tiefsten Innern
der Sog, den sie verspürt
zur Pfütze hin, zum großen Regen
ein Tropfen der ins Wasser fällt und weitend Ringe malt
das mit ihm immer weiter fließt
zum Bach und Strom und salzig dann
zum großen Ozean
wo sich der Kreis am Ende schließt.

Liebe Gertrud Trenkelbach, du bringst mich wieder auf Ideen!

Hinter den Hecken

es ist stumm hinter den hecken
in diesen tagen
die noch winter tragen
und den frühling ahnen lassen
weich segeln wolken am himmel
der täuscht in seinem blauen gewand

auf dem verwaisten platz in der mitte
noch spuren vom magischen kreis
dort
wo das ICH mit dem DU
einst flüsterte und raunte
verflochtene zweige nur
und dornen, die blicke abweisen
um ihr geheimnis zu wahren