IVENACK, Tag 10

Blätterrauschen und Wellenschlagen

im Schatten der alten Bäume liegt Ruhe

und Zuversicht, die trägt und nährt

Gelassenheit, die ausstrahlt, sich vermittelt

und Besitz ergreift von jenen

die sich unter ihr Dach begeben

und es wirkt…

und wirkt…

und wirkt…

NICHT DIE BÄUME BRAUCHEN UNS, WIR BRAUCHEN DIE BÄUME!

Ivenack, 6. Tag

Was mich berührt:

der Lichtstreifen, der sich morgens in den Schlosspark legt
und einige der Baumriesen beleuchtet

die Vielzahl der riesigen Bäume, die Ruhe und Großartigkeit ausstrahlen

die Stille der Landschaft mit ihren sanften Hügeln und den Baumalleen

die Dorfkirche aus Backstein, das gepflegte Rund auf dem sie steht, die Grabsteine, die in ihrem Schatten ruhen und die einladende Stille, die sie ausstrahlt

dass die Zeit hier scheinbar langsamer vergeht und dem Werden und Wirken Zeit lässt

die vielen Zeugnisse lebendiger Kunst und Kultur

dass die vielen Bäume nicht nur Schutz und Schatten spenden, sondern ein Mikroklima schaffen, in dem sich gut durchatmen lässt

IVENACK, Tag 5

Neustreliz, Schlosspark

Meditatives Parkbankgeflüster

1. ein Hund bellt
jemand fegt einen Weg
Autoverkehr ganz weit weg
raschelndes Laub
ein leises Plätschern vom Brunnen
Schritte auf Kieswegen
neben Vogelgezwitscher und Taubengurren
Stimmen schweigen, wie der Mann gegenüber
der auf der Parkbank liegt und döst

2. mit geschlossenen Augen Grün riechen und Süße
hinter der jungen Lindenallee, ausgewachsene Bäume
sanft singt der Wind in den Blättern

3. Oben, weißer Himmel
mit blauen Flecken
Wolken raufen und zerren, eilen
fliegen davon, finden sich wieder

4. der weiße Engel aus Marmor schaut zum Himmel
hebt links den Siegerkranz empor
und rechts ein Palmwedel unter den Arm geklemmt oder ist es eine Feder?
eine weibliche Gestalt
die lose fallende Kleidung fällt über nackte Füße
verhüllt kaum die rundlichen Körperproportionen
das Gewandt gleitet beinahe von der Schulter
wären da nicht die Flügel
eine schöne Frau auf der Höhe ihrer Kraft wäre zu sehen
die ihr Haar sorgfältig im Zopf gebändigt hält

5. eine Art Hecke
Dreiecke aus Draht
die wildem Wein als Kletterhilfe dienen
begrenzen das langgestreckte Beet
ein Band aus dunkelvioletten Stiefmütterchen
rahmt Frauenmantel ein
In der harmonischen Schlichtheit
liegt Bescheidenheit und Ästhetik

6. nicht viele Besucher am letzten Dienstag im Mai
eine Frau mit knallroter Jacke
führt zwei Hunde spazieren
Das ROT irritiert mein Auge
inmitten dieser Symphonie aus Grün

7. Das Schloss steht nicht mehr im sternförmigen Park
eine Leerstelle
zwischen Schlosskirche, Orangerie, Theater und Freilichtbühne
die an die alte Pracht erinnern

8. Und zum Schluß
nach dem Gang durch Buchen-und Buchsbaumhecken
der Blick auf zwei Titanen:
ausladende, hochgewachsene Blutbuchen
mit einem Dach aus weitverzweigten Ästen
unter dem es sich gut aushalten lässt