Schreibeinladung für die Textwochen 43.44.19 | Wortspende von Café Weltenall

DAS BOOT

Einst wuchs ich unter einem hohen blauen Himmel, den ab und zu weiße Segelwolken kreuzten. Um meine Füße spülte Wasser. Mit meinen Geschwistern säumte ich am Rande der Insel einen sich weit ins Zentrum sich erstreckenden Meeresarm. Den Wolken sah ich sehnsüchtig hinterher. Ich wäre gerne mit ihnen geflogen, um weit über meine Grenzen hinaus die Welt in ihrer Fülle zu erleben. Ich wollte hören, wie die Möwen schreien und wie die Dorffrauen ihre Lieder singen, erleben, wie diese noch lange in mir nachschwingen, wenn der letzte Ton längst verklungen ist. Ich wollte sehen, wie Badegäste mit ihren Kindern am Strand Muscheln suchen und wie die Kormorane sich zu schwarzen Düsenjets organisieren, um gemeinsam auf Heringsfang zu gehen. Und da war noch so vieles mehr, für das ich keine Worte hatte. Als ich den ersten Vogelflug beobachten konnte, wusste ich, dass die Frauen am nächsten Tag kommen würden, um mich zu ernten. Man schnürte uns zu Bündeln und legte sie in einem dunklen Raum ab. Ängstlich fragte ich mich, was nun mit mir geschehen würde? War es in dieser Nacht, als ich den ersten Schrei eines neugeborenen Kindes vernahm? Einige Tage später wurden wir zu Booten geflochten und ans Wasser getragen, wo wir festgebunden auf dem Wasser dümpelten. Am nächsten Morgen, das Dorf schlief noch, legte jemand rohe Schafwolle und viele Decken in mich hinein. Eine Frau bestreute alles mit Rosenblüten und versteckte einen Brief zwischen der Wolle. Zwischen die Decken legte sie ein schlafendes Kind. Man band mich los und schon bald schaukelte ich auf den Wellen hinaus aufs offene Meer. Mein Traum ging in Erfüllung.

AURORA, DIE AUF DEM SEIL TANZT 18

23.6

Liebster Traumtänzer,

ich bin auf dem Weg zu deiner Insel. Ja, ja, es ist so weit, das Jahr wendet sich. Heute sah ich Feuer brennen. Wie wunderbar, sein Stoffhaus unter dem Sternenzelt aufzubauen und drüben auf der anderen Seite des Flusses die Funken stieben zu sehen. Eine turbulente und angestrengte Zeit liegt hinter mir, habe fast jeden Tag eine Vorstellung auf diversen Marktplätzen gegeben. Stell dir vor, gestern sprach mich ein Mann an, wollte wissen, ob ich Interesse daran hätte, als Seiltänzerin in einem Film mitzuwirken. Wir tauschten die Adressen aus und verabredeten uns zum Gespräch über den Film im September. Danach werde ich Jule in Wien besuchen. Das Wetter in den letzten Tagen hat mir zugesetzt. Für diesen Sommer habe ich mein Geld redlich verdient. Ich sitze vor dem Zelt und lausche auf die Geräusche: die Kinder sind still jetzt, schlafen nach dem aufregendem Ferientag, aber im Zelt gegenüber spielen zwei Gitarristen spanische Musik, und vom anderen Ufer erreichen Trommelklänge mein Ohr. Ich bin gar nicht müde. Es gelingt mir nicht, einfach den Abend mit seiner Schönheit zu genießen. Meine Gedanken sind wie Zugvögel, sie kommen immer wieder zurück. Ich vermisse ein „Du“ eins, dem man sein Herz ausschütten kann; eins, bei dem die „Zugvögel“ zwischenlanden können, bevor sie in den Süden ziehen; eins was einfach da ist. Es wäre so wunderbar die innersten Gedanken mit jemandem zu teilen. Du könntest dieser Jemand sein, aber real gibt es dich ja nicht. Obwohl immer unter den Menschen, bin ich allein. Die Leute verstehen mich nicht. Oder verstehe ich die Leute nicht? Ich weiß nicht, bin zuviel mit mir allein.

Bald sind die schwarzen Kirschen reif. Das Meer ist nicht mehr weit. Ich lege den Brief in eine Rotweinflasche und werfe sie in den Fluss. Vielleicht erreicht er dich. Ich vermisse die weiße Brieftaube.

Aurora, mit den Tanzbeinen

AURORA, DIE AUF DEM SEIL TANZT 17

18. 5

Hallo lieber Traumtänzer,

du bist mir abhanden gekommen, scheinst weit weg zu sein. Ich würde dich so gern erreichen. Hast du dich vielleicht für eine Weile ins Schneckenhaus verzogen? Quäl dich nicht zu sehr. Lass das Dunkle dich nicht überwältigen. Schau, ich schicke dir Licht und warme Energie. Bald ist Sommer und die Schwarzkirschen reifen.
Zwei Wochen habe ich nun meine Reise unterbrochen, Zeit zum Innehalten und Bleiben. Es war ein bisschen schwierig, aber meine kleine Schwester nahm mich auf. Ich berichte ein anderes Mal davon. Alles ist noch so frisch, muss erst sacken. Aber seit heute Morgen bin ich wieder unterwegs, muss mich halt dem Wetter fügen. Ich fließe, bin ein Fluss, der Ozean ist mein Ziel und die Insel, auf der du lebst. Morgen werde ich in Bremen tanzen, und „Die Bremer Stadtmusikanten“ schauen zu – smile!

Aurora, die dem Wind in den Blättern lauscht

AURORA, DIE AUF DEM SEIL TANZT 16

3.5

Lieber Leuchtturmwärter,

ich schwebe über das Seil durch den Frühling – alles ist so ungewöhnlich, fast surrealistisch. Manchmal zeichnen sich Male in die Gesichter der Zuschauer, ihre Münder sind weit aufgerissen und verzerrt, und in den Augen lodert Angst. Sie werden fahrig und halten den Atem an. Unter die Wangenknochen malen sich dunkle Schatten. Die Haut scheint in ein sonderbares Licht getaucht. Sie wissen nicht, dass es für mich auf dem Seil sicherer ist, als zu ebener Erde. So bin ich in ihren Augen wohl weder Mensch noch Vogel. Keine blaue Feder findet das Kind. Aber es lacht und wirft mir eine Kusshand zu. Ich verneige mich vor ihm, und es beschenkt mich mit leuchtenden Augen. Ich schlage ein wenig mit den Flügeln, gewinne Wind, und fliege mit den Gedanken, wohin ich will. Gestern war wieder Flut: wohin mit den traurigen Gefühlen, wenn der so vielversprechende Tag mit Tränenfluten beginnt? Einmal mehr stelle ich fest, dass ich nicht überall hinfliegen sollte. Es gibt Erinnerungen und Themen, die mich dem Abgrund nah bringen – gefährlich!
Manchmal aber gehe ich mit Absicht in den Schmerz hinein, wie in einen dunklen Tunnel, gewiss, am Ende wartet Licht. Die Menschen können einander nicht retten, aber sie können sich die Hände reichen, einander liebevoll begegnen und Trost spenden. Gute Wegbegleiter können sie sein, eine lange oder kurze Weile. Denkst du mal an mich, wenn die Sonne im Meer  versinkt und alles rotgülden glänzt? Der Schmerz und die Freude,  Lachen und Weinen. Alles liegt dann ganz nah beieinander. Ich denke oft an dich, frage mich, wie es dir wohl geht auf deiner einsamen Insel.

Aus der Ferne umarmt dich deine Aurora

Aurora, die auf dem Seil tanzt 12

16.4.

Hallo lieber Traumtänzer,

ganz gewiss bist du es, von dem ich nachts immer träume, mein echter, wirklicher Freund. Ahnst oder weißt du es? Ich bin unterwegs – hüpf – Aurora hat ihr Bündel gepackt und ist dem Alltagseinerlei entflohen. Ich fühle mich frei und gelöst, wie lange nicht, habe es geschafft, die Schwelle zu überschreiten. Hatte erst noch einen heftigen Kampf mit dem kleinen schwarzen Teufel, weißt du, der mit den roten Hörnen, der mir immer dazwischen redet, Recht behalten will und ein unleidlicher Giftzwerg ist, ein richtiger Miesepeter, Schlechtwetterprognostizierer – eben der, der mich daran hindern will, zu tun, was ich tun möchte. Diesmal habe ich ihn besiegt. Es ist so toll, so unbeschreiblich: ich wachse wie eine Riesin in die Höhe. Wie stark ich plötzlich bin. Morgen kannst du mich auf Wolke Sieben abholen. Es fühlt sich gut an, unterwegs zu sein. Dabei nutze ich alle verfügbaren Möglichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs. Jetzt gerade ruhe ich mich aus, habe meinen Abendplatz gefunden. Das Zelt steht schon, und gerade habe ich im Wasser den ersten Stern gesehen. Meine Füße baumeln im Wasser zwischen den Algen und Fischen. Ach tut das gut nach dem langen Fußmarsch. Auf dem Kocher zieht frische Minze im Teewasser. Es duftet!

Seit vorgestern bin ich unterwegs. Gestern spannte ich mein Seil in einer Kleinstadt auf. Zuerst waren die Kinder da, dann kamen die Eltern und die Laufkundschaft. Auf dem Marktplatz war Hochbetrieb. Alles klappte und die Zuschauer entlohnten mich begeistert und großzügig. Habe jetzt genug für eine Woche. Eine junge Frau bot mir ein Nachtlager an und bewirtete mich reichlich. Es war ein geselliger Abend, und ich schon ein wenig traurig, heute Morgen wieder aufzubrechen.
In der S-Bahn saß mir ein etwa gleichaltrige Frau gegenüber, aber von der erzähle ich dir ein anderes Mal. Sie heißt Jule und kommt aus Wien. Ich bin müde.
Und du, mein Freund, was tust du? Du läufst unruhig über die Insel. Was treibt dich so? Dich zieht es zum Festland, du brauchst Menschen, Nähe, ein bisschen Körperwärme. Dir fehlt eine Frau. Zwar bin ich nicht die deine, aber ich komme, spätestens, wenn die Klaräpfel reif sind. Du wirst es wissen; wenn sich zum ersten Mal der Herbst in den Sommer mischt, dann erwarte mich auf deiner Insel.
Ist nicht das Wasser die Weltenseele, über die wir alle miteinander verbunden sind?

Es grüßt dich von Herzen eine flohfrohe Drahtseilakrobatin.

Aurora, die auf dem Seil tanzt 8

19.2.

Mein ferner Leuchtturmwärter,

ist es still auf deiner Insel? Gibt es andere Menschen dort? Oder lebst du ganz allein zwischen Möwen und anderem Geflügel? Ich stelle mir den Winter dort schwierig vor. Da ist mir die Stadt mit ihrer Lebendigkeit lieber, auch wenn gerade die Narren los sind, und ich mich in meinem Dachzimmerchen verbarrikadiert habe. Ich schaue von oben auf ihr buntes Treiben.
Wieder einmal werde ich nicht müde – die Worte balancieren auf einem Drahtseil in meinem Kopf. Sie sind aber nicht sicher, haben manchmal Höhenangst und purzeln dauernd herunter. Kein Netz fängt sie auf und so angele ich nach ihnen in der Tiefe. Wenn sie etwas gebrochen haben, kenne ich sie nicht unbedingt wieder. Sie sehen so anders aus – ein völlig anderer Sinn und nichts passt mehr.
Ich habe ein Lazarett eingerichtet für verletzte Worte.
Und überhaupt, was wollte ich noch sagen? Geht es dir auch manchmal so, dass du einen großen Bogen um den Kern der Sache machst, weil du sie nicht an dich heran lassen kannst, Angst hast, der Wahrheit ausweichen möchtest, und doch zieht es dich genau dorthin. Aber du hast nicht mit den Tücken der Gedanken gerechnet – da turnen sie plötzlich auf dem Seil herum, stürzen und du hast Mühe, sie wieder zu finden.

Es sind immer Schichten aus Gedanken, Worten, Erinnerungen, Gefühlen und Träumen, die den Augenblick wirken. Ich werde über Ginseng nachdenken und den Wert von Wurzeln. Vielleicht finde ich so den verlorengegangenen Faden wieder, und meine Worte müssen keinen Drahtseilakt mehr absolvieren.

Es grüßt dich Aurora, die ihre Worte pflegt

Selbstbildnis 3

Liebe MORGANA,

die Morgenröte grüßt dich. Ich bin auf der Insel, war es schon immer und habe mich in den Wellen des Ozeans verloren.
Dieses Funkeln, viel zu schön, viel zu viel des Lichtes, Irritation!
Aus dem Schatten der Hecke zu treten, um sich ins offene, ungeschützte, weite Meer zu trauen, zu viel, überwältigend.
Jetzt wieder an Land, den Wind auf der Haut, die geschlossenen Augen der Sonne entgegengereckt, Regenbögen unter meinen Lidern. Wie es mich streichelt, wie zärtlich der Wind mich trocknet. Ich werde mich wieder einsammeln, ganz langsam. Werde mich besinnen.
Es aushalten, dieses Zuviel, diese Fülle.
Ich hatte vergessen wie es ist, aus der Fülle zu schöpfen. Die Insel ist klein, eine Vogelinsel mit Leuchtturm. Kein Traumtänzer zu sehen. Aber brauche ich den? Fatamorganen, Nachtgeplärr, Fluchten. Gruß, AURORA

AURORA, die auf dem Seil tanzt 7

10.2.

Hallo liebster Federfreund,

der Nachmittag war schön. Er brachte Sonnenschein und im Licht sahen die verregneten Straßen silbern aus. Ich hängte mein Seil auf und wagte mich hinauf. Was für ein Hochgefühl, wieder oben zu stehen und gekonnt mit der Balancierstange zu jonglieren, aber dann – wieder unten – rutschte die Stimmung in den Keller. Ich kann dir nicht sagen, wodurch es ausgelöst wurde.
Ich bin traurig und dieser Schmerz brandet in mir wie Ebbe und Flut, immer neu, unvorhersehbar, nie gleich. Glaubst du, dass man sich in einem Menschen verlieren kann? So, dass man sich nie wiederfindet? Selbst wenn man glaubt, man hat sich wiedergefunden – und schon jubiliert das Herz – kommt die nächste Welle und schwemmt einen fort.
Ich hatte mich doch längst freigeschwommen. Ich verstehe mich nicht und zürne mir.
Warum bin ich oben auf dem Seil viel sicherer, als unten auf dem Boden. Dort brauche ich ein doppeltes Netz, um den Stolperfallen zu entgehen.
Wirf mir das Netz herrüber, und zieh mich auf deine Insel. Ich möchte ganz oben im Leuchtturm neben dir sein, über das Meer schauen und deine Nähe spüren.

Gute Nacht sagt für heute Aurora

FLASCHENPOST 1

7.7.

Liebe AURORA,

 

lange habe ich geschwiegen und dich darüber im Unklaren gelassen, ob es mich gibt.
Ich war mir unsicher. Du eine schreibfreudige Seiltänzerin, deren Briefe mir ans Herz gewachsen sind, mich oft aus meinem Schneckenhaus gelockt und mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert haben, warst mir zu fremd. Wer bist du nur, und warum schreibst du mir, einem völlig unwichtigen Menschen? Wer macht denn so etwas schon?Außerdem bin ich den Umgang mit Menschen nicht gewohnt und etwas ungelenk mit den Worten. Aber du hast dich nicht davon abhalten lassen, weiter Briefe zu schreiben. Doch dann kam nichts mehr, plötzlich kein Lebenszeichen mehr von dir. Ich war traurig.
Am liebsten hätte ich alles stehen und liegen gelassen, wäre in ein Boot gestiegen, über den großen Ozean gesegelt, um dich zu suchen in deinem kleinen Haus, mit den blauen Fenstern, hinter den Dünen, am Rande der großen Stadt.

Tatsächlich habe ich widerspenstige, kaum zu bändigende Locken und bernsteinbraune Augen. Meine Stimme ist weder Tenor noch Bariton, sondern ein Mezzosopran. Manchmal singe ich gegen den Sturm an. Ich bin aber leider kein Traumtänzer, sondern eine eigenbrödlerische Traumtänzerin, lebe aber wirklich auf einer kleinen Insel, zähle dort die Vögel und halte den Leuchtturm in Schuss. Ab und zu kommen Besucher mit dem Schiff. Ich zeige ihnen mein Reich und bin froh, wenn sie am Abend wieder den Rückweg zum Festland antreten.
Beinahe bin ich eine Königin hier.
Die Vorstellung gefällt mir!
Allerdings kann ich mit herrschaftlichen Roben, perlenbesetzten Stöckelschuhen, Schmuck und Krone nichts anfangen. Ich trage Jeans, Karohemden, dicke Socken, Wanderschuhe. Mütze und Schal dürfen nicht fehlen, auch nicht der dicke Parka und die kuscheligen Fleecejacken.
Der Wind hier ist frisch und oft stürmisch, einäußerst launischer und ungebärdiger Geist.
Ich könnte dir Geschichten erzählen…. und ganz sicher würdest du sofort eine Gänsehaut bekommen.
Meistens liebe ich mein einsames Leben, nur bisweilen fühle ich mich einsam. Zum Glück legt einmal in der Woche das Proviantschiff an, und ich trinke mit dem Schipper einen heißen Tee. Wir haben uns immer was zu erzählen, auch Dönekes und Seemannsgarn.
Er bringt mir natürlich auch die Post vom Festland mit.
An einer geschützten.Stelle auf der Insel lege ich mir gerade ein Gärtlein an. Und einen treuen Freund besitze ich, Leon, der Wolfsspitz.
Ich schicke meinen Brief per Flaschenpost, und hoffe, er erreicht dich.
 
Gruß aus der Ferne, ANTONIA, die Traumtänzerin.

Aurora, die auf dem Seil tanzt 2

3.2.
Guten Abend, Traumtänzer,
hast du tagwärts schon Träume getanzt ?

Mein Knöchel hält mich am Boden. Kein Seiltanzen heute. Hab mich verknickt! Stattdessen  jongliere ich mit Worten.
Stell dir vor, heute sind sie mir alle durcheinander gepurzelt. Der Sinn hat sich hinter dem Durcheinander versteckt. Ich wußte plötzlich nicht mehr, was ich vor ein paar Minuten noch wollte. Dabei hatte ich mit den bunten Gedankenbällen schon fast einen Regenbogen jongliert. Ich war untröstlich. Hier sind die Reste:

komm
du bi mein
erfüll mit schein
das griesegraue sein
es fließt der rhein
nach norden heim
und klebt mit leim
was fest soll sein
auf einem bein
noch ganz allein
ist es nicht klein
das du bi mein

Traumtänzer, du hast mir schon so viele Antworten gegeben. Kannst du mir vielleicht verraten, wer das „du bi mein“ ist? Seit Monaten geistert es durch meine Gedanken, wie ein kauziges Irrlicht. Es spukt, poltert und klabautert. Ich mag es gern, denn es bringt mich oft zum Lachen, wenn ich gerade dabei bin, in den trüben Gedanken herum zu fischen. Aber so eigensinnig, wie es zu sein scheint, entzieht es sich jedem Versuch, ihm eine Form zu verpassen. Hey, vielleicht sollte ich es mal zu dir schicken, damit es dich endlich aus deiner Winterstarre erlöst.
Du runzelst die Stirn und presst die Lippen aufeinander. Das heißt „Nein“ nicht wahr, „lass es bloß sein.“ Ja, ich verstehe, du willst noch nicht. „Alles zur rechten Zeit!“ rufst du.
Ist ja schon gut, aber auf Dauer sind diese Monologe unergiebig – obwohl – vielleicht auch nicht, denn dein Schweigen lässt meine grauen Zellen auf Hochtouren werken.
Ich staune nicht schlecht. Gerade war die besondere Möwe an meinem Fenster. Ich habe ihr mit einem schönen Seemannsknoten ein paar Luftküsse um den Hals gebunden, und sie hat mir versprochen, sie zu dir zu bringen. Du weißt ja, dass die Vögel mich verstehen.
Also sei lieb, und nimm die Möwe in Empfang und natürlich meine luftigen Knutscher.
Jetzt guck mich doch nicht so streng an – da werde ich ja ganz zerknirscht.

Ich bins doch nur, deine (gerade nicht) tanzende Aurora