2. Schreibprojekt „Zwischen zwei Ablenkungen…“

Theo empfängt

Nach dem ich am Montag diese wundervolle Karte aus dem neuen Kartendeck gezogen habe, beschloss ich gestern, dass Theo eine ganze Woche bei mir bleiben darf, um mich zu inspirieren.

Theo, du rosiges Bübchen, deine Welt ist dem Frühling nah.
Fantasie entwickeln, Unzerlesenes von vorne verstehen.
Die Sprache des Herzens sprechen heißt Verstehen von Grund auf.
Von Herz zu Herz schwirren liebevolle Botschaften ohne Worte
so wie zu Beginn, als die Welt nur Klang war.

Theo hat mich empfangen, neutral und offen.
Er hat gewartet, nicht gewertet und nach innen geschaut
bis von mir in ihm ein Bild entstand von dem
was ich sein könnte und noch nicht bin.

Auch ich lausche nach innen:
es ist still, alles wartet.
Siehst du mich Theo?
Und haben inneres und äußeres Bild Ähnlichkeit miteinander?
Du bist schon aus deinem Kokon geschlüpft.
Deine Flügel sind getrocknet und flugbereit,
zeigen sich in ihrer ganzen Pracht.
Licht bist du und sanft.
Etwas Kindliches liegt in deinem Gesicht.
Aus der Stille wächst alles empor, wenn die Zeit reif ist
und die Leere innen Platz gemacht hat,
damit wachsen kann was wachsen möchte.
Vor meinem inneren Auge sehe ich ein Bohne, die keimt
und sich auf ihrem grünen Stängel nach oben schlängelt.
Immer weiter und weiter bis sie den Himmel berührt
und zur Leiter wird auf der ich empor klettern kann.
Ich hoffe, der Empfang wird gut sein da oben.
Ich möchte gerne lauschen und horchen und lernen
wie ich neben den Bohnen
auch Sanftmut und Friedlichkeit in die Welt säen kann.

18.10.20

Ein Streifen Sonne
berührt das herbstliche Laub
und lässt es leuchten

Wege und Pfade geschmückt
einzelne Blätter, blutrot

Yemaja zu singen
unter bedeckten Himmeln
mit dem Wind tanzen

wenn rote Blätter schweben
und gelbe wie Sterne sind

dann sage ich danke dem Wind, der Erde, dem Feuer, der Luft und diesem wunderbaren Tag.


Yemaja: Göttin des Meeres und der Mutterschaft (Kuba und Brasilien)
https://www.youtube.com/watch?v=-tyNrkXC6sI

Mitbringsel 3

 

Wenn Frau Holle die Betten ausschüttelt, dann lacht die Schneekönigin und putzt ihre Schimmel heraus. Jetzt dauert es nicht mehr lange, und die rasende Reise beginnt. Herden fliehen den Norden auf den Weg nach Nahrung und Licht. Die letzten Zugvögel haben das Weite gesucht. Die Nacht der Nächte naht. Fern von hier heulen Wölfe den Mond an.
In den Nächten träumt sich die Seele gesund. Dem Traum drückt sie ihren Stempel auf. Landschaften formen sich aus Schatten und Licht: urwüchsig, wild, sich selbst erhaltend.
Avalon ist im Nebel versunken. Ein Boot gleitet über das Wasser. Morgaine steht gerade und aufrecht auf den Planken. Mit konzentrierter Kraft hebt sie die Arme, als stütze sie den Himmel.Mit dem Sinken der Arme öffnet sich der Vorhang und gibt die Insel frei.
Marie schaut zu. Was wird sie finden auf Avalon?

Schon neigt sich der März

Wen siehst du hinter den Wolken, während die Bäume dir ein Lied singen?
Es ist der Wind.
Er hat die Form eines pausbäckigen Engels und trägt auf der Stirn die tiefen Furchen der unablässig Denkenden.
Du spürst nur einen unendlich sanften Flügelschlag, als warte noch etwas ab, bevor es dich ergreift und mitnimmt .
Nichts braust, denn der Tag ist himmelblau und golddurchwirkt. Im Wasser spielen die Möwen. Die Wellen mit ihren Meerschaumspitzen wogen neugierig in den Sand.
Fast könnte man meinen, dass sie sich im Takt mit dem Lied der Bäume bewegen – wie die weißen Wolken, die dem Horizont zu streben,  bevor sie sich zu Rauch verflüchtigen und in den Himmeln verlieren.