„Nichts geht verloren in verwunschenen Hecken
lauschend, raschelnd im Dickicht, in der Watte der Stille.“
(Wilhelm Fink in einer Notiz an mich)
Das ist Essenz. Ich schmecke noch den Geschmack wilder Beeren auf meiner Zunge.
Wenn ich meinen inneren Garten betrete, ist es still. Nicht absolut still. Herzschlag und das Rauschen des Blutes in meinen Adern höre ich ja, solange ich lebe.
In den Hecken um meinen wilden Garten rascheln die Blätter. Bienen summen, Vögel zwitschern, höre ich unser helles Kinderlachen, Bruder. Zeitlosigkeit, das Hinausspringen aus dem Gefüge von Sekunden, Minuten und Stunden.
Du musst dabei gewesen sein, damals unter den Hollunderbüschen im Heckenrund. Für mich eine Laube des Glücks, ein geheimer Platz mit duftenden Blüten, dichtem Laub und schwarzen Beeren, die so herb schmeckten, dass mir übel wurde und ich alles ausspeien konnte, was mir schwer auf dem Magen lag.
An den Dornen blieb so manches Fädchen hängen. Den Blicken entzogen, mit mir allein selig. Aus Ästen und Zweigen wuchsen Geschichten und in die Blattachsen hängte ich meine Träume.
Du musst dabei gewesen sein, selbst ein Kind.
Verschobene Zeitebenen. Aber was ist Zeit, wenn doch in manchen Momenten alles gleizeitig zu sein scheint?
Ich glaube, die Heckenwesen sind findige und begabte Hexen und Zauberer. Sie bringen zusammen, was sich fügt. Sie halten alles fest, damit nichts verloren geht. Sogar uns, mit dem einstigen Kinderlachen.