Eine Art von Seligkeit
Schon wieder Umzug in ein neues Haus
schlicht diesmal: Kiefer, klare Räume, weiße Wände
nichts, was ablenkt von den Bäumen hinter der Glasfassade
und doch fremd, unbewohnt, ohne Gebrauchsspuren
das andere, das nie fertig wurde, ich nie bewohnt habe, wird verkauft
Ich radle durch Pfützen und Schlamm
es regnet ohne Unterlass, Weltuntergangsstimmung seit Wochen
dabei hat die Sonne schon geschienen, der Apfelbaum geblüht und der Flieder geduftet
ich radle weg von Dränglern, Draufgängern und wortgewaltigen Despoten
weg von Hektik, Krieg und den Bildern der Gewalt
finde einen Ort, die neue zweistöckige Buchhandlung zwischen Wiesen und Feldern
ziehe ein kleines Bändchen mit Gedichten aus dem Bücherstapel am Eingang
packe mein Notizheft aus, ebenso klein
finde einen Platz oben zwischen den Regalen, gut gepolstert mit Ablagetischchen
ziehe die Knie an und schreibe ab
Zeile für Zeile, Wort für Wort
rote Tinte fließt aus meinem Füllfederhalter aufs Papier
ich sehe, wie es fließt, so als sei ich nicht beteiligt, so als schreibe es sich selbst
ich trinke Tee, eine freundliche Frau gießt mir Kaffee hinein, ich trinke
dann kommt das Kind zu mir her geflogen,
der kleine Sonnenschein kuschelt sich in meinen Schoß
und alles wird hell
alles macht Sinn
So kann es bleiben für einen langen Augenblick