Ein Fitzelchen Blau
im geschichteten Grau des Himmels
groß genug
um ein Puppenkleid daraus zu nähen
das sagte eine alte Tante
an einem wolkenschweren Tag
ich habe nie vergessen
danach zu suchen
ÜBERALL
Ein Fitzelchen Blau
im geschichteten Grau des Himmels
groß genug
um ein Puppenkleid daraus zu nähen
das sagte eine alte Tante
an einem wolkenschweren Tag
ich habe nie vergessen
danach zu suchen
ÜBERALL
Bewegt vom Sturm bin ich heut nicht gelassen. Ich raune, rausche, springe von Wellenkamm zu Wellenkamm. Mein Blick ist heute grau. Die Wellen tragen weiße Ränder. Wo Meer und Himmel aneinander stoßen, ist keine Grenze mehr. Ganz ohne Horizont ist alles endlos weit, scheint alles möglich. Alle Wege scheinen offen. Ich denke nicht, ich bin und bleibe, für dich vielleicht Parkett, auf dem Gedanken Kapriolen schlagen. Für andere dunkler Schlund, der alles frisst und schluckt. Wo Neptuns Reich im Schatten wächst, wirst du die schönsten Zaubergärten finden und Lebewesen, die dich staunen lassen. Die Fantasie, genährt durch viele Mythen, hat freie Bahn zum Fabulieren. Das Boot, ein Tausendsassa, Spielgefährte, treibt weiter und wird sein Ziel bald finden. Der blauer Wal ist mit im Spiel, vielleicht als Hüter von dem kleinen Boot.
der tag war vorbei geschlichen. kaum bemerkt schlängelte es sich durch sekunden, minuten und stunden.
wenn ich mir vorstelle, der tag sei eine schlange gewesen, so trüge er einen langen durchsichtigen körper mit einzelnen pulsierenden roten flecken, die wie ein mund immer auf und zu gehen, um alles in sich aufzunehmen in den hungrigen leib.
“aber mama, ein tag kann keine schlange sein” mahnt die kleine jenna und hebt den winzigen zeigefinger.
“aber natürlich kann der tag einer schlange gleichen, mein kind!” sgt die mutter und erzählt weiter von der schlange, die sich in den traum schleicht, farben anlegt und wie ein regenbogen glänzt. auch einen giftzahn besitzt sie, aber nur zur zier, und um eventuelle monster zu erschrecken.
“und weißt du was, jenna, morgen früh, wenn du aufgewacht bist und den kakao ausgetrunken hast, dann holen wir papier und wasserfarben. dann malen wir lange bunte kringelschlangen.”
“oh ja, das machen wir.” und jenna hüpft eine runde durch den raum, in dem die mutter gerade die zweite kerze des adventskranzes angezündet hat.
“mama, können wir die schlangen in den weihnachtsbaum hängen?”
In das graue Einerlei mit den weinenden Himmeln
will ich türkisfarbene Horizonte zeichnen
und Wellen goldene Schaumkronen aufsetzen
in die leeren Muscheln vergessener Strände
lege ich rosa Perlen, die von innen leuchten
auf dem Weg zwischen heute und morgen
sehe ich Verworrenes sich entflechten
Verknotetes gibt nach und löst sich aus der Erstarrung
aus dem Nebel schälen sich Konturen
und winzige Spuren von Farbe, die sich ausbreitet
Spiralförmig will ich mich hinaus schrauben aus vergangenen Tagen
die ihren Glanz nicht länger verborgen halten wollen
Du kannst wählen:
Mitgehen oder Dableiben, Glauben oder Zweifeln
Die Dunkelheit hatte sich schnell im Haus ausgebreitet. Marie saß in ihrem Sessel, die Knie unter das Kinn gezogen und versuchte zu sehen. Die Dunkelheit ist nicht tiefschwarz, dachte sie bei sich, denn sie sah viele Nuancen von Grau. Je intensiver sie schaute, je mehr sich ihre Augen schärften, um so mehr sah sie: hier ein schüchternes Blau; dort ein vorwitziges Rot; Rahmen, die Bilder an den Wänden zusammenhielten, schälten sich aus dem Grau. Und noch mehr geschah: sie hörte viele kleine Geräusche, die sonst an ihrem Bewusstsein vorbei liefen: das Tröpfeln der Heizung; ein Auto, dass vor dem Nachbarhaus hielt; ein Hauch von Lachen aus der Welt draußen.
ich schlage dem grauen tag ein schnippchen
lasse nadeln klimpern, sie mit bunten garnen wirken
lasse hinter meiner stirn die sätze jonglieren
und höre draußen dem regen zu
der auf die kapuze eine eismelodie trommelt
denke an schwarzen heißen tee
mit braunem kandis und cremiger sahne
ROT schlägt viel zu grell die s-bahn ein
ein Sprayer hinterließ weiße spuren darauf
mit vielen durcheinander gepurzelten buchstaben
während die junggebliebenen
mit tagwachen augen den winter verblitzen
und von narzissen träumen