Lieblingssätze 2

„Alle Familien haben ein Gedächnis, das über die Erinnerung des Einzelnen hinausgeht“ (Piccola Sicilia v. Daniel Speck)

Mariana öffnet die gläserne Tür hofft, dass diese sie zum Kern des Gebäudes führt. Das Haus, in dem sie sich bewegt , gleicht einem Labyrinth. Vertraut und fremd zugleich. Gefühle tauchen auf, vergehen wieder oder bleiben; klingen unangenehm nach, schmecken bitter. Die gläserne Tür führt in einen verspiegelten Raum. Zahllose Duplikate ihrer selbst; unterschiedliche Blickwinkel lauern und blenden. Wer ist sie? Wo geht es lang? Einem inneren Impuls folgend geht sie auf den Spiegel zu, der ihre roten Schuhe betrachtet.

Das Herz schlägt schnell, fürchtet sich vor dem Zerspringen.

Sie muss hindurch. Einzig fassbar die roten Schuhe, die Richtung anzeigen.

GEDANKEN ZU „skizze (23)“

Ach würdest du einmal noch, nur ein einziges Mal, dein Auge auf mir ruhen lassen, wohlwollend und mit diesem besonderen Lächeln im Mundwinkel, mit dem Hauch des Begehrens, ich würde dahin schmelzen, den Fast-Vollmond anheulen, und der Wein im Glas, der wäre so weich und warm, so fruchtig.. – nach deinen Lippen würde mich verlangen wie nach einer reifen, saftigen Frucht.

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Museumsinsel Hombroich 1

Und ich fand im runden Haus
einen gläsernen Turm
die Schnittmenge gepaart
aus alten Steinen und Glas
gefliest und leer
ein Hall
der Lust macht
die Stimme zu erproben
zu spielen mit dem Flüstern und Raunen
und dem meditativen
OM
mit Blick in das nasse Grün
am verhangenen Wasserarm
Musik zu schreiben
für diesen Raum
auf der Insel
auch das
wäre Kunst

Weil mich maribey von Findesatz gerade mit ihrem Foto an die Museumsinsel Hombroich erinnert hat, fielen mir die Gedichte wieder ein, die ich beim zweiten Besuch dort geschrieben habe. Damals sang ich noch nicht im Chor, aber das Ausprobieren und Experimentieren von Stimme und Klang in unterschiedlichen Räumen fand ich schon damals sehr spannend.

Winderwundernacht

Herbei gelockt, den Traum
ihn in die Nacht geboren
und in das Bett zwischen verschwitzte Laken
während draußen der Wind um das Haus tobt
und zu frühe Böller explodieren
Wer hat ihn geschickt?
Von wo kommt er?
Wie ich, warum, woher, wohin?
Aus den Tiefen der Nacht…
Von der glatten Ebene des Tages
die wie brüchiges Glas knarrt
auf der dunkle Wolken und Gedanken zersplittern
und der Traum, der am Morgen in sich zusammen fällt
es klirrt
spiegelnde Glassplitter für das wenige Licht
das sich zwischen das Himmelsgrau drängt
tausend lichte Augen, quirligen Funken gleich
die alles hell und leicht machen in meinem Kopf
und den nächtlichen Zweifeln die Trostlosigkeit nehmen.
Es lächelt der befreite Geist
und jubelt den frostigen Winden entgegen
allen Widrigkeiten zum Trotz!