In der Nacht kam der Frühling

Er trug die Gestalt eines grünen Engels
Krokus und Winterling
schmückten das lange Haar
sein Gewand war aus Schnee
etwas Eis wirbelte in seinen Flügeln

doch sein Kuss war lebenswarm
unter durchsichtigen Füßen
erwachte die Erde

Er nahm mich mit
und ich sah die Hecke erblühen
und versteckt hinter den Dornen ein Nest
darin mein wundersam blaues Ei
noch warm und  ganz heil

es blaut

Der Engel hieß X., aber er war nicht der X. von einst, den ich liebte, als ich jung war, die Welt mir übergroß erschien und ich jeden neuen Morgen mit einem Lobgesang auf die junge Liebe begann. Der Engel nahm seine Gestalt an, um mich nicht zu erschrecken.
Eigentlich aber war es Animus, der nach langer Zeit der Ver(w)irrung wieder zu seiner Anima kam, um  Zweifel zu zerstreuen.
 Und mit den Zweifeln verschwand das Getrenntsein,
 EINS war alles, und im Nest hinter der Hecke liegt immer noch das Ei.
Vollkommen in seiner ovalen Schönheit überdauert es alle Zeit.