Wiederbegegnung

MARIE und Eva treffen sich auf Augenhöhe, jede bemüht, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen, um etwas neues beginnen zu können. Wo haben sie sich kennen gelernt. Beim ersten Treffen. rettete MARIE Silly davor, von EVA überrannt zu werden.

Hundsrose

War es Zufall?
An jenem Tag kam es zu keiner Begegnung.
MARIE liebt Plätze, die gewöhnlich sind und die jeder Mensch kennt, wie z.b der Marktplatz in einer kleinen Stadt. Sie stößt dort erneut auf EVA. Es ist an einem jener zeitlos schönen Frühsommertage. Auf dem Markt dufteten die Erdbeeren mit Minze und Basilikum um die Wette.
Ein Herr im Gehrock mit Zylinder  schiebt einen Bauchladen durch die Menge. Knöpfe, Nadeln, Garne und Zwirne, Flicken lagen gut sortiert und übersichtlich darin, eine wahre Fundgrube.
Genau in der Mitte, am Lindenbaum, dessen Blüten sich gerade öffneten, um unter der wärmenden Sonne ihren zärtlichen Duft zu verströmen, trafen sich Marie und Eva vor dem Bauchladen. Eva suchte eine gebogene Ledernadel und Marie einen roten Faden, um endlich den Rosenknopf an ihr Lieblingskleid nähen zu können. Sie erkennen sich wieder.

Übrigens, es war der selbe Marktplatz, an dem die Galerie liegt, in der FRAU MAI immer in den Gemälden verschwindet.
Zurück zu Eva und Marie, Augenblau trifft auf Braun, während der Wind die dunklen Haarsträhnen der einen mit den blonden der anderen ineinander verweht.

Sprachteppiche

Dies schrieb ich für A. es könnte aber auch an Gertrud Trenkelbach geschrieben sein.

Geschichten, Schwester, wir sind Geschichtenerzählerinnen. Unser Thron ist ein Schaukelstuhl vor dem Kamin, manchmal auch der Poller am Kai oder die grüne Tonne vor dem Haus.
Märchen erzählen wir nicht, nur manchmal, wenn es Nacht wird und draußen um das Haus herum die Winde schleichen.
Das Leben hat Sprachteppiche in uns gewebt. Der Faden mal fein, mal grob gesponnen, weich  aufgebauscht, fest verzwirnt oder genoppt – Sackleinen, Kartoffelsäcke, Samt und Seide oder roter Tüll – wir sehen die Muster, erkennen Zusammenhänge, entschlüsseln, finden in uns selbst ein zuhause.
Die Teppiche sind noch nicht fertig gewebt. Ob die Muster sich noch ändern werden?

In einem großen, leeren Raum mit weißen Wänden hängen wir die Sprachteppiche nebeneinander:
Kontraste, Ergänzung, Dialog!
Ein Lied entsteht und füllt mit seinem Klang den Raum, der zum Leben erwacht und Geschichten preis gibt, die sich einweben in andere Teppiche.

Lebensteppich, Sprachgespinnst

Geschichten! Ich habe viele wieder gefunden in den letzten Tagen, in denen sich eine neue Haut herausschält und zu erkennen gibt, dass alte gesichtete Dinge durch das (Aus)Sortieren eine neue Ordnung, einen veränderten und erfrischende Zusammenhang erhalten. So vieles, längst vergessen, wie Zimmer in einem großen Haus, die schon länger nicht mehr betreten wurden.
Das Leben selbst, die eigene Geschichte ein Füllhorn, aus dem sich immer wieder Überraschendes heraus schälen kann.
Wir sind Geschichtenerzähler, du und ich, aber wir erzählen keine Märchen mehr.
Das Leben hat seine Sprachteppiche in uns gewebt, die Fäden, weich oder fest verzwirbelt, alles fein und grob gesponnen.
Allmählich gelingt es uns die vorhandenen Muster zu entschlüsseln, zu erahnen, wie sich das Muster weiter entwickeln wird. Doch, Achtung, der Teppich ist noch nicht zuende gewebt. Niemand kann voraussehen, ob sich das Muster nicht noch einmal völlig verändern kann.
So hängen wir nun unsere Teppiche zusammen in einen großen leeren Raum mit weißen Wänden.
Da hängen sie unfertig nebeneinander: als Kontrast, Ergänzung; ein roter Faden, der beide verbindet, und der alle in einen Dialog einwebt, die den Raum neugierig betreten.

Mein Freund, du bist in meinem Herzen. Längst bist du im tiefen Frieden jenseits der Wand, die ich noch nicht durchschreiten kann.
Ich frage mich, ob du das Muster deines Lebens noch entschlüsseln konntest, überlege, wie wohl die andere Seite des Mondes aussieht, die du inzwischen sicher sehen durftest. In meinen Lebensteppich hast du einen rotgoldenen Faden gewebt und mir genug davon zurück gelassen, das es für den Rest meines Lebens reichen wird.
Deine Geheimnisse zu ergründen, ihre Muster zu verstehen und zu begreifen, warum du mich so berühren konntest, würde viele meiner Fragen beantworten.
Und ich bin sicher, dahinter liegt ein dichtes Gespinnst feinster verzahnter und verknoteter Seidenfäden, uralte Bindung und Beziehung.
Wie ich wieder anknüpfen werde an den Worten – deinen und meinen- die mich immer weiter in meine Tiefen hinein führten und mir meine Grenzen aufzeigten, weiß ich noch nicht.
Wenn die Zeit reif ist, wird es geschehen, denn ich gab dir mein Versprechen.
Aus dem, was zwischen uns wirkte, werde ich schöpfen und Neues gestalten.