Essenz

September, bitter-süß
Nächte nagen die Tage an
legen einen Marienmantel über den Abend
Hier und da ein erstes rotes Blatt
am wilden Wein im Heckengebüsch
süße Essenz fruchtiger Reife
der Becher bis zur Neige ausgetrunken
Es bleiben deine Worte
gestapelt und versteckt in allen Ecken
wollen von mir gefunden werden
um das Blut aufzuwirbeln
und Funken durch die Gedanken zu blitzen
So bleibst du gegenwärtig
während deine Stimme langsam verblasst
und meine wieder Worte findet
LICHT
und ich umfange mich
hülle mich ein in weißes licht
bis innen und außen
klang und einzig schwingung ist
die schale hält den klang
der sich spiralförmig windet
und körper und seele erklingen lässt
bis ich selbst die schale bin
für heilende, schwingende essenz
das flackern der kerze
ist darin und der ton
der das leise knistern ihr schenkt
Nicht nur der Tag stirbt
Langsam zerlegt sich das Jahr
entkleidet Baum und Strauch
Schleier heben sich
Strukturen schälen sich heraus
Zurück geworfen auf sich selbst
der Erde nah, den Vollmond im Blick
kehrt alles SEIN zum Ursprung zurück
träumt Leben in den Winter sich
eingehüllt in gewichtige Worte
verblasste Farben, eine melancholische Melodie
den Duft von Apfelsinen
die Essenz der Dinge, den Grund
Sicher, dass beizeiten
das Neue kraftvoll geboren wird
Herbstgefühl
(auch, wenn die Temperaturen hochsommerlich sind, die Tage werden kürzer, Nüsse fallen, Blätter beginnen sich zu färben)
Zeit, Ballast abzuwerfen
falsche Erwartungen über Bord zu werfen
genügsam zu werden
darin die Essenz der Fülle entdecken
bittersüß, der Geschmack
es bleibt noch genug
um hinein zu wachsen
und frei zu sein
wie der Baum im November
ohne Früchte und Blätter
in seinen Wurzeln ruht
Von sich absehen
Klein werden und schrumpfen
zur Essenz reduziert
Der Wort bar, still werden
Unbewegt
keinen Widerstand bieten
bis der Sturm nachlässt
der Boden unter den Füßen sicher
und die Worte wieder fließen
wie der Saft in den Bäumen steigt
wenn Frühlingswinde wehen