Ich liebe Zwischenräume – sie sind für mich das Salz in der Suppe – was man da alles hinein packen, verdichten und verstecken kann – und was ist mit den gebündelten Kräften, die manchmal zwischen geschriebenen Zeilen und gesprochenen Worten schweben wie ein Geheimnis, das erst noch ergründet werden will?
Jenseits des konkret Wahrnehmbaren gibt es sie – die unfassbare aber doch spürbare Welt. Wo kann Mensch sich besser verstecken, als in einer Lücke zwischen den les- und hörbaren Worten? Wenn ich auf der Grenze balanciere, kann ich beide Seiten wahrnehmen.
Mut zur Lücke, hört man aus berufenen Mündern raten, was für mich soviel heißt, wie – lass Platz zwischen Gedichtzeilen und prosaischen Fingerspitzen oder verdichte und reduziere auf das absolut Notwendige. Dort kann der Leser oder Zuhörer seine eigenen Gedanken ausspinnen und bündeln.
Und überhaupt: wie viel Spielraum darf sein im Zwischenraum? Ein Gummiband zum Endlosdehnen ist es wohl nicht, denn dann verliert der Leser die Lust und der Geduldsfaden zerreißt. Alles was Kanten und Ecken hat, auch in gebrochenen Strukturen finden sich Zwischenräume – und Fugen, offen – ohne Mörtel bietet sich für ein geistiges Training an. Natürlich können da auch Giftpflanzen und verrückter Wildwuchs wachsen, aber dieses Risiko gehe ich ein, denn um nichts in der Welt möchte ich die Zwischenräume missen.
Ich gebe es ja schon zu: ohne Zwischenräume wäre das Leben wesentlich unkomplizierter, aber auch viel langweiliger.