Dunkle Tage

lichtverschluckte tage ducken sich
unter dem weißen himmel
skurile baumgestalten staken in stunden
spießen sekunden auf
zeit dehnt sich über den rand
raum darin, endlos
still und schweigend ruht sich leben aus

Ich möchte anschreien gegen ungezählte künstliche Lichter, die mir die Dunkelheit der langen Nächte rauben, mich um den Schlaf bringen, meine Träume überbelichten, Vorfreude schmälern.
Wie soll der Fremde mein Licht finden unter all den ungezählten Lichtern und künstlichen Sonnen, die flackern und blinken?
MARIE’s Leitstern, wo ist er geblieben?

Wie soll ich neu werden unter den wechselnden Monden, bis der Frühling kommt?

NUANCEN VON GRAU

Die Dunkelheit hatte sich schnell im Haus ausgebreitet. Marie saß in ihrem Sessel, die Knie unter das Kinn gezogen und versuchte zu sehen. Die Dunkelheit ist nicht tiefschwarz, dachte sie bei sich, denn sie sah viele Nuancen von Grau. Je intensiver sie schaute, je mehr sich ihre Augen schärften, um so mehr sah sie: hier ein schüchternes Blau; dort ein vorwitziges Rot; Rahmen, die Bilder an den Wänden zusammenhielten, schälten sich aus dem Grau. Und noch mehr geschah: sie hörte viele kleine Geräusche, die sonst an ihrem Bewusstsein vorbei liefen: das Tröpfeln der Heizung; ein Auto, dass vor dem Nachbarhaus hielt; ein Hauch von Lachen aus der Welt draußen.