2.3.
Mein liebster Traumtänzer,
kannst du mir mal sagen, warum Aurora immer wieder in die gleichen Fallen stolpert ? Jetzt bin ich es, die sich im Schneckenhaus versteckt und traurig darauf wartet, dass jemand sie vermisst, nach ihr fragt und sie sucht.
Natürlich habe ich niemanden gesagt, wo ich hingehe. Im Hausflur begegnete mir die Nachbarin. Obwohl mir nicht danach war, grüßte ich herzlich und lächelte sie aufmunternd an, sprach ein paar Worte mit ihr. Ich bin perfekt darin, meinen Schmerz und meine Traurigkeit hinter glatter Mine zu verbergen. Sie hat es nicht leicht. Ihr Mann ist ein widerlicher Tyrann, der um sich schlägt, wenn er einen über den Durst getrunken hat. Wenn es arg ist bei ihnen, schickt sie mir den Kleinen. Er ist gerne bei mir und fühlt sich hier wohl. Gestern habe ich begonnen, ihm das Jonglieren bei zu bringen. Das lenkt ab.
Wenn die Bälle im Bogen fliegen und die ganze Konzentration im perfekten Rhythmus des Auf und Ab ruht, ist keine Zeit für Traurigkeit und Wehmut. Es lebt sich leicht, und das Blut fließt ohne Hindernisse durch den ganzen Körper. Es gibt kein „Eben“ und kein „Gleich“, nur ein „Jetzt“ und das Lächeln des Augenblicks.
Ich gehe jetzt schlafen. Hoffentlich träume ich wieder von dir.
Seiltanzend – im Nachthemd – grüßt dich Deine Aurora