Der Blick aus dem Fenster vom Schreibtisch aus
in den Apfelbaum hinein, der die Häuser verdeckt
der mit Grün mich tröstet, Schatten spendet
wenn die ersten Früchte fallen, noch nicht reif
der mit ersten gelben Blätter den Herbst ansagt
und seine wahre Struktur preisgibt
wenn er nackt dem Winter seine Zweige entgegenstreckt
mein Dreh -und Angelpunkt in Jahreszeiten und Tagesstunden
vertrauter Ablauf im Spiel und Gesang der Vögel
ein perfekter Kreislauf, in dem meine Jahre sich verdichten
Apfelbaum
16.9.2020
der Baum
ein starker Freund mein Baum
der Apfelbaum vor meiner Tür
sah gestern schon das erste gelbe Blatt
heut` ist das Gelb schon mehr geworden
bald hüllt er sich in Messing ein
mein herbstgeliebter Apfelbaum
die letzten Früchte hängen noch
das mädchen im apfelbaum
es sitzt im geäst, hangelt an den zweigen und turnt von ast zu ast
es ist still und hört zu, riecht die äpfel, die duften
lieber mag es birnen, bergamotten, die von früher
das mädchen ist alt und hat schon viel gesehen
doch ein echtes mädchen bleibt mädchen für immer
es schaut mit altem blick und sieht doch immer wieder neu
die anfänge, den verlauf und das ende, die muster
es trägt den winter huckepack und den frühling in den armen
das weiße kleid ist mit kirschblüten bestickt
es duftet nach schnee und jungen gras
lauscht dem lied der amsel und gurrt mit den tauben
es lacht leise über die schnarrenden rabenvögel
die schon wieder den kleinen goldenen schlüssel geklaut haben
von der tür, die zu den gängen ins märchenland führt
das mädchen weiß, wo er liegt …….im taubennest
Wenn es Herbst wird im Apfelbaum
1
Amseln
Amseln und Apfelbaum
Apfelbaum
Apfelbaum und Taubennest
Taubennest
Amseln und Apfelbaum und Taubennest
Der Sommer war lang, Tauben und Amseln fliegen davon, das Nest bleibt und verrottet. Alles im Fluß!
2
Zwei Amseln im Apfelbaum
nah am vergessenem Taubennest
zwischen lichter gewordenem Laub, ein Flirren
Wind der raschelt
und Amseln wiegt – kurz
dann geht der Flug weiter
3
Das Ringeltaubennest
verlassen schon eine Weile
sah die Eier, sah die Küken
wachsen flügge werden, fliegen
manchmal noch kamen sie vorbei – kurz
und hielten Rast im alten Nest
4
Der Apfelbaum, mein Freund
sein Messinglaub leuchtend im Sonnenschein
es flirrt und raschelt im Wind
Bald sind die Laublasten abgetragen
Zeit für den Winterschlaf
um auch im nächsten Jahr
Früchte und Taubennester zu tragen
Ich freue mich
und singe
wie die amsel im apfelbaum,
bevor die sonne unterging
während ein blatt golden im wind
zu boden schwebte
und mein herz warm wurde
im letzten licht
und ich mich öffnete dem großen Gesang
in dem alles zusammen klingt

Aurora, die auf dem Seil tanzt 13
17.4.
Guten Morgen lieber Seebär,
ich hoffe, du hast so gut geschlafen wie ich. Vielleicht warst du gar schon auf dem Wasser. Apropos Wasser. Gestern schrieb ich dir: „Ist nicht das Wasser die Weltenseele, über die wir alle miteinander verbunden sind?“
Vielleicht fragst du dich, wie ich auf diesen Gedanken gekommen bin . Nun ich will es dir erklären, denn ich träumte von….:
„Es war einmal ein Bauernmädchen. Das lebte in der Nähe eines munteren Baches, zwischen Feldern und Wiesen bei den Eltern, mitten in einem wunderschönen Garten. Gerade war Frühling, und auf der Obstwiese blühten die Bäume. Das Mädchen, nennen wir es Trine, saß gern unter den Bäumen im Garten und sah ihnen beim Wachsen zu. Trine war gerade zum Frühlingsbeginn dreizehn Jahre alt geworden. Sie war schon vertraut mit allen Pflanzen, den Gänsen, die sie jeden Tag zu hüten hatte, aber auch mit dem Wasser. Jeden Tag besuchte Trine – wenn alle Arbeiten erledigt waren- zuerst den Garten und schlüpfte anschließend durch die kleine blaue Heckenpforte zum Lieblingsplatz am Fluss. Dort stand zwischen zwei alten Weiden eine verwitterte Holzbank. Darauf ließ es sich wunderbar träumen. Manchmal nahm Trine ein Buch mit, oft saß sie aber einfach dort und schaute ins Wasser. Es war zu jener Zeit, als man tagsüber noch ohne große Angst überall hingehen konnte. Nur im Dämmerlicht musste man achtsam sein. Deshalb erwarteten Vater und Mutter, dass sie vor dem beginnenden Zwielicht wieder zu Hause war. Manchmal vergaß Trine die Zeit auf der Bank. Sie war so vertieft in das Wasser, dass sie fühlte, wie sie selbst zum Bach wurde: sie war in den kleinen Strudeln und in den Lichtreflexen oder ritt erhitzt auf den Wellen, als seien es wilde Pferde, die mit ihr durch die kirgisische Steppe galoppierten. Oder sie schwamm mit den Wassernixen und Heckenzwergen im seichten Wasser jenseits der Brücke.
Der Bach mit allem was dazu gehört, war auch in ihr. Sie spürte sein Fließen im Blut. Ja sie konnte es vor ihrem inneren Auge sehen, wie der Bach durch die verzweigten Blutbahnen bis in Finger-und Fußspitzen schwamm. Herrlich, wie das kribbelte. So mussten sich die Bäume spüren, wenn die Wurzeln in der Erde unaufhaltsam nach Wasser suchten, und es durch den Stamm bis in die feinste Verästelungen der Baumkronen transportierten. Sie fragte sich, ob Bäume kitzelig sind, und musste über diesen Gedanken lauthals lachen, ja sie prustete und kicherte, dass sie fast von der Bank gepurzelt wäre.
Das Wasser sammelte sich unter der Erde, wurde Rinnsal, entsprang in einen Bach, wurde zum Strom und ergoss sich im Meer, verdunstete und sammelte sich in Regenwolken, die jetzt gerade über dem Rübenacker regnete. All das wusste das Mädchen. Schließlich war sie ein Naturkind und für ihr Alter sehr weise, und jetzt hatte sie die Zeit vergessen – es war schon fast dunkel – Mond und Sterne spiegelten sich im Wasser, und sie begann sich zu fürchten.
Zum Glück kam gerade Wolfi schwanzwedelnd durch die Hecke gelaufen um sie abzuholen. Die Eltern hatten ihn rechtzeitig geschickt.“
Und ich? Ich habe dir jetzt den Beginn einer langen Geschichte erzählt, obwohl ich etwas ganz anderes vor hatte. Was alles in der kurzen Zeit geschehen ist, seit ich reise – Wahnsinn – wollte dir doch noch von Jule erzählen. Ich wette, du bist jetzt neugierig geworden. Schaun wir mal, wies morgen weiter geht.
Luftige Apfelblütengrüße schickt Aurora im grünen Trikot, die gleich wieder tanzen wird.
Traum und Wirklichkeit
Nichts ist so, wie sie es sich einst erträumt, und doch ist es mehr, als sie erwartet hatte.
Sie kennt den Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit.
„Weißt du“ , sagt sie zu Milkyway, dem grauen Tigerkater,
„dazwischen ist mehr als viel – alles!“ und sie lächelt und strahlt.
Sie streichelt die Katze und sät ein Samenkorn in den roten Blumentopf.
Während sie aus dem Fenster schaut, schwebt ein gelbes Blatt vom Apfelbaum.
„Dazwischen ist alles – die Fülle.
Traum und Wirklichkeit“ , das weiß sie schon lange,“
gehören zusammen, wie Tag und Nacht.“
Die Katze schnurrt laut und streicht um ihre Beine. Ihr wird warm ums Herz. Sie freut sich über diesen kostbaren Augenblick der stillenden Fülle.
WINDIG
winde wehen, toben, zornen
jagen wolkenherden über himmel
treiben schäfchen dicht zusammen,
bis tropfen fallen, dicht an dicht
übers land, durch alle bäume
auf die strasse, in den fluss, es rinnt und gießt
winde flüstern, schmeicheln, kitzeln
raunen zärtlich sommer in das ohr
säuseln mit dem apfelbaum träume in die nacht
lassen zwillingskirschen baumeln
tragen jeden duft zu dir
streicheln über feuchte haut, lassen brisen fächer sein
Das grüne Mädchen
Das grüne Mädchen löst sich vom Baum…langsam, fast widerstrebend, vorsichtig…es wäre gerne noch geblieben…so Haut an Haut mit dem Apfelbaum…innig verbunden…diesen wunderbar frischen Duft in der Nase von Blüten und Gräsern…das üppig sprießende Gras vor Augen…GRÜN…diese Herzensfarbe, die den Brustraum weitet…die alles überfließen lässt…wer wird sich angesichts dieser Farbe entzweit fühlen? Alles ist gut mitten im Grün!
„May the love we shared spreading wings, fly across the earth and bring our joy to every soul which is alive“