Kraniche ziehen

Kranichflug über mir
am blauen Himmel Eichelhäher
die mit Wolkenschafen um die Wette fliegen
unter krummen Apfelbäumen auf Patchwork-Obstwiesen
liegen Sonnenflecken im fahlen Gras
Vorbei das Sephiabraun und die lehmigen Wasser
Der Fluß ist über die Ufer getreten
Bäume baden ihre Füße im Wasser

Ich bezweifle, dass ich 1000 Kraniche für den Frieden gefaltet bekomme, aber einige werde ich auf Reisen schicken gegen den Krieg.

6.11.20

Bevor der Tag mich in seine Fänge nimmt
dieser Morgen, der alles verspricht

der aus dem Nebel aufsteigt, wie eine Vision
ähnlich dem schwarzem Negativ von früher
im Entwicklerbad
aus dem sich langsam die Konturen schälen

eine weiche Umarmung – pudrig und zart
die der Seele schmeichelt
und eine Weile die Zeit vergessen lässt
um  danach kraftvoll und gestärkt
in den Tag hinein zu gleiten
den Kopf übervoll mit gutgelaunten Ideen

dieser Morgen, der alles verspricht
bevor der Tag mich in seine Fänge nimmt



Selbstbildnis 15

Mit Bildern kann ich nicht dienen, so reihe ich Wort an Wort und übe mich darin, ein Bild zu schreiben, ihm Farbe zu geben von der Welt, wie ich sie sehe. Auch, um wie ein Foto den Augenblick festzuhalten, diesen einen in seiner alltäglichen Besonderheit.
Was mich reizt, im Alltag die kleinen Wunder zu finden, jeden Tag neu. So wie jetzt gerade, ich schaue hinaus, sehe die kleine Kohlmeise kopfunter in den Zweigen zwischen den letzten gelben Blättern des Apfelbaumes hangeln und nach Leckerbissen picken. Wie flink sie ist. Flugs, schon ist sie wieder weg.