Nicht perfekt!

Die kleine Ida sitzt auf der langen Holzbank in der Küche. Tante Mia,  die Idas Patentante ist, sitzt neben dem Kind und versucht, ihm das Flechten beizubringen.  Idas Hände wollen nicht, wie sie sollen, dabei ist sie doch bald ein Schulkind und hat schon gelernt, die Schnürsenkel ihrer Schuhe zuzubinden. Ida versteht einfach nicht, wie aus drei Fäden in der Hand ein schönes Flechtband werden soll. Auch Tante Mia ist verzweifelt. Sie schwitzt und die Wangen haben sich rosa gefärbt.  Am Herd kocht Tante Anni das Mittagessen. Die Kartoffeln sind bald gar, der Blumenkohl schon fertig. Tante Anni macht eine Mehlschwitze und röstet gerade die kleingeschnittenen Zwiebeln an. Ida sieht genau zu. Am liebsten würde sie neben Tante Anni am Herd stehen und die Soße rühren Es riecht gut. Der Magen knurrt. Mama deckt den Tisch. Der Holztisch ist lang. Viele Personen können daran Platz nehmen. Es ist ein großer Haushalt.
Ida lässt sich gerne ablenken, wenn etwas nicht so von der Hand geht. Und sie ist auch traurig, weil ihr manche Dinge einfach nicht gelingen. Am liebsten würde sie das Flechtzeug in die Ecke knallen, aber wütend darf sie nicht werden.  „Mädchen dürfen nicht wütend sein.“ sagt Mama , sagen die Tanten. In den Füßen kribbelt es. Aufstehen möchte Ida und nach draußen laufen in den Hof zu den Hühnern. Aber gleich gibt es Mittagessen.
Tante Mia gibt auf: „Kind, du hast zwei linke Hände und wirst keinen Mann abbekommen.“ In diesem Augenblick ist der Satz Ida egal, erst in vielen Jahren wird sie sich an ihn erinnern. Jetzt ist sie ein Kind und braucht keinen Mann.  Einerseits schämt sie sich und andererseits ist sie froh, dass sie nicht weiterflechten muss.
 In der Pfanne braten jetzt Spiegeleier mit Speck. Ausgelassenen Speck liebt Ida. Das Wasser läuft ihr im Mund zusammen.  Die Mehlschwitze ist fertig. Etwas Muskat und Petersilie noch, dann steht alles auf dem Tisch. Die alte Standuhr schlägt einmal. Es ist 13 Uhr. Oma kommt aus der guten Stube, die Onkel  von draußen. Schweigend waschen sie ihre Hände, bevor sie Platz nehmen. Alle falten die Hände und beten: „Komm Herr Jesu, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast“ , sagen „Guten Appetit“

Die Erwachsenen erzählen, während die Kinder auf der Holzbank sitzen und still sein müssen, Ida hat noch zwei jüngere Geschwister. Mama füllt die Kinderteller. Zeit zum Essen. Ida genießt es. 

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