Das Kind ist glücklich. Es malt. Das war nicht immer so. Als es klein war hat es nicht gern gemalt. Papier war knapp, bunte Stifte eine Seltenheit. Ab und zu gab es ein Malbuch. Langweilig, dieses öde Ausmalen. Das Kind hat es nicht hinbekommen und schnell aufgegeben.
Oder war es eigentlich ganz anders? Es war niemand da, der dem Kind Mut gemacht hätte, sich kreativ auszuprobieren. Kinder sollte man sehen und nicht hören. Als richtig galt nur das, was im Alltag zu tun und zu erledigen war. Gerne hätte das Kind kleine Aufgaben übernommen, aber das darf es auch nicht, dafür ist es noch zu klein, wie die Erwachsenen meinen. Das Kind ist eine gute Beobachterin und es kann dem Leben zuhören. Alles nimmt es in sich auf, während es leise im schützenden Schatten bleibt. Da ist es sicher. Bloß kein Aufsehen erregen! Da sein und doch nicht da sein. Aus dem Schatten heraus treten und etwas einfordern, unmöglich! Das Kind lernt, gut mit sich alleine zu sein. Wer hat das Kind überhaupt wirklich gesehen?
Später, als das Kind erwachsen geworden ist und gelernt hat, aus dem Schatten heraus zu treten, um sichtbar zu sein, lernt es diese besondere Fähigkeit zu schätzen. Sie ist wie ein Zaubermantel mit zwei Seiten. Eine, unter die es bei Bedarf flüchten kann, um nicht gesehen zu werden und die andere, die es sichtbar glänzen und erstrahlen lässt. „Schaut her, hier bin ich!
Heute nun malt das Kind. Es hat das dicke Notizbuch aufgeschlagen und mit den Buntstiften losgelegt. Die innere Mama hat ihm zugelächelt und gesagt: „Mach einfach. Es geht nicht um Perfektion, nur darum, Spaß und Freude zu haben. „
Für einen kurzen Augenblick zögerte das Kind : „Darf ich mich wirklich freuen und glücklich sein, wenn in der Welt doch gerade soviel Schreckliches passiert?“ Und dann hat es den Kopf ausgeschaltet und losgelegt.
Und danach ist es aufgestanden und durch den Raum getanzt. Und es hat ganz laut gesungen: „Ich darf spielen.“
Und am Ende des Tages findet das Kind auch noch ein Zitat von Carl Jung:
„You must become your own creator. If you want to create yourself, than do not begin with the best and the highest, but with the worst and the deepest.“