Es geht weiter. Es ist natürlich nur die Rohfassung. Beim Erzählen könnte ich noch viel ausschmücken und ausbauen. Ich suche auch noch die richtige Erzählperspektive und einen geschlechtsneutralen Namen für die/den Held:in. Gut Ding will Weile haben.
Trau dich…du hast nichts zu verlieren
2. Die braune Tür
Die Kastanie schaute mir zu, während ich Käse und Brot zu mir nahm und vom frischen Wasser trank. Als ich fertig gespeist hatte, bat ich um einen kurzen Schlaf im Moos. Jetzt wo der Bauch voll war und der Tag beinahe seinem Ende zuging, wollte ich nur noch schlafen. Ich rollte mich im Moos zusammen, schloss die Augen und lauschte dem Wind, der in den Zweigen der Kastanie flüsterte. Sein Singsang ließ mich schnell einschlafen. Aus dem traumlosen Schlaf erwachte ich nach einer Weile mit einer dringenden Frage auf den Lippen:
„Was geschieht jetzt mit mir?“
Die alte Kastanie nickte weise und schaute mich ernst an.
„Gute Frage,“ antwortete sie, „du bist nicht ohne Grund hier. Du kannst mich Hilda nennen. Ich habe lange auf einen Menschen gewartet, der die blaue Tür öffnet und so meinen Raum betritt. Du wirst sieben magische Türen öffnen müssen. Mit jeder, die du durchschreitest, betrittst du einen neuen Raum, indem eine Aufgabe auf dich wartet.
Zu mir bist du gekommen, weil deine Neugier größer war als die Angst vor dem Unbekannten. Obwohl dein Herz geklopft hat, warst du bereit, etwas Neues zu wagen. Dazu gehört Mut.
Wenn du dich genug ausgeruht hast, dann wird sich in meinem Stamm eine braune Holztür zeigen, die dich in den nächsten Raum führt.“
„Werde ich je wieder zurück kehren in mein altes Leben?“
„Ja, das wirst du. Und du wirst nichts verlieren, im Gegenteil. Diese Reise wird dich bereichern, wenn du mutig genug bist, alle Aufgaben zu erfüllen. Du wirst am Ende über dich hinausgewachsen sein und mit neuen Blickwinkeln über den Horizont hinausschauen können.Geh jetzt! Hinter meinem Stamm steht ein Rucksack, nimm ihn mit. Reiseproviant und Wasser findest du darin, einiges an nützlichem Handwerkszeug und eine Zauberkastanie.“
Eine Zauberkastanie?“
“Eine Zauberkastanie! Nimm sie in die Hand, wenn du in Gefahr bist. Und solltest du jemals auf deiner Reise mutlos werden, rufe nach mir – Hilda, Hilda – schenke mir Mut!“
„Man wird mich vermissen und nach mir suchen!“
„Keine Sorge, wenn die Reise zuende ist, wirst du in dein Leben zurückkehren, und es wird so sein, als sei keine Zeit vergangen. Hier im Zauberwald hat Zeit keine Bedeutung. Und jetzt komm näher, ich möchte dir ein Zeichen auf die Stirn malen, damit jene, die dich erkennen sollen, sehen, dass ich dich schicke.“
Ich trat näher an den Stamm heran und Hilda malte mir einen blauglitzernden Stern auf die Stirn-.
Was hatte ich schon zu verlieren, nichts! Ich nahm den Rucksack und verabschiedete mich von Hilda. In diesem Augenblick sah ich die Tür in ihrem Stamm und zögerte nicht. Ich drückte den Türgriff herunter und sie öffnete sich lautlos. Wieder stand ich auf einer Schwelle und sah nichts. Langsam gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit. Schatten tanzten, der ganze Raum schien in Bewegung. Es flüsterte und raunte aus allen Ecken. Es knarrte, pfiff und fauchte. Es hörte sich sehr bedrohlich an, aber ich schloss die Augen und ging einen Schritt in den Raum hinein. Kein Wesen war greifbar. Wind umgab mich, hier verebbte gerade ein Sturm. Ich öffnete die Augen und erschrak. Ich stand auf einem Weg, der übersät war mit Zweigen, Blättern und Früchten. Auch kleine rote Äpfel fand ich. Ein Baumstamm lag quer über den Weg, Bäume waren umgeknickt oder entwurzelt. Die Bäume und Pflanzen hatten viel Holz gelassen. Sie ächzten und stöhnten. Ein breiter Baum war mittenentzwei gebrochen. Ich ging auf ihn zu.
„Oh, oh es tut so weh. Jetzt bin ich hin.“
Der Baum tat mir leid. Ich ging zu ihm und fragte:
„Lieber Baum, kann ich etwas für dich tun?“
„Ah, du trägst Hildas Zeichen. Bitte, schneide einen Reiser von mir ab, bewahre ihn gut und pflanze ihn an einem geschützten Platz in die Erde. Es ist sehr wichtig, denn ich bin die letzte meiner Art.“
“Das will ich gerne für dich tun.“ Ich öffnete den Rucksack und fand eine Heckenschere. Ich schnitt einen Reiser vom Baum ab, es war ganz leicht, und steckte ihn in meine Tasche. Es fühlte sich gut an und nahm mir das Gefühl, ohnmächtig und hilflos zu sein inmitten dieses vom Sturm verursachten Chaos.
„Ich danke dir mein Kind. Ich heiße Katalani. Sag das dem Reiser, wenn du ihn einpflanzt. Ich werde jetzt schlafen und meine Kräfte sammeln, und vielleicht wieder zusammenwachsen, um neue Triebe zu entwickeln. Leb wohl. Sei gesegnet auf deinem Weg.“
Katalani schloss ihre Augen und verstummte. Sofort hüllte sie ein feiner grüner Atem ein. Woher er plötzlich kam, ob der Baum selbst ihn ausstieß oder eine heilende Kraft sich des Baumes angenommen hatte, konnte ich nicht erkennen.
Inzwischen hatte der Wind nachgelassen, war nur noch ein leises Flüstern. Über den blauen Himmel eilten weiße Wolkenschafe. Eine Weile setzte ich mich auf den Baumstamm und sah mich weiter um. Ich sammelte Äpfel vom Boden auf und packte sie in den Rucksack. In einen biss ich hinein. Er schmeckt knackig, frisch und spritzig und im Nachgang angenehm süß. Ich fühlte mich jetzt weniger mutlos. Plötzlich blieb mein Blick an einem Reisigbündel hängen. Ich stand auf und schaute es mir näher an. Vor mir im flach auf dem Boden niedergestreckten Gebüsch hing ein Nest. Zwei blaue Eier mit goldenen Sprenkeln lagen darin. Sie waren noch warm. Wo waren die Vogeleltern? In der Umgebung war nicht eine einzige Vogelstimme zu hören. Nur der Wind säuselte in den Bäumen. Ich dachte nicht lange nach, wickelte jedes Ei vorsichtig in trockenes Gras und ein weiches Taschentuch. Die kleinen Pakete versteckte ich in meinen Jackentaschen.
Die nächste Tür wird grün sein. Wo ich sie wohl finde? In dem Raum dahinter begegnen mir unter anderen ein Rotkehlchen und mehrere flinke Kohlmeisen.
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Das heißt, ich werde wohl in einem magischen Garten landen.
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Wunderbar, Deine Geschichte! Ich komme mehr und mehr auf den Geschmack, derart magische Märchen hier bei Dir zu lesen. Bislang war mein Interesse für Geschichten dieser Art noch nicht so groß, ich entdecke also neue literarische Welten und freue mich, wenn die grüne Tür geöffnet wird …
In meinem letzten Sommerurlaub gelangte ich auch an einen zauberhaften Ort, in der Realität tu ich das nämlich für mein Leben gern, solche Orte besuchen – und dort konnte ich fast so eine Stimmung wahrnehmen, wie Du sie so unvergleichlich beschreibst! Vielen Dank für derart schöne Plätze, an die Du Deine LeserInnen führst! Für mich sind es kostbare Momente an meinem Feierabend!
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Erzähle doch mal von deinem magischen Platz. Das würde mich interessieren. Es gibt diese magischen Plätze. Ich habe schon einige kennengelernt und ein paar auch in meiner Umgebung – am Rande der Großstadt- gefunden. Es gibt hier in der Nähe z.B. einen Apfelbaumgarten. Er liegt zwischen Feldern, Bahngleis und Wäldchen. Er ist zauberhaft und inzwischen bizarr, denn die Bäume sind sich selbst überlassen.
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In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte – dieser Gedanke wird Franz Kafka zugeordnet. Und so habe ich herrliche Mossfleckchen bestaunt und mir vorgestellt, was darunter wohl alles gewispert wird.
Ich glaube an die spirituellen Kräfte, die in der und durch die Natur wirken. Allein dadurch ergeben sich sehr inspirierende und berührende Momente. Sie rücken das Wesentlche des Lebens in meine GeDANKEn.
Ich weiß Natur, die sich selbst überlassen ist, sehr zu schätzen. Deshalb bin ich gerne in Nationalparks unterwegs. Oder auch in Aulandschaften. Und in herrlichen Schmetterlingswiesen … Überall, wo die Leichtigkeit tanzt, fühle ich mich geborgen. Dann versuche ich, all das Lichtvolle in meiner Seele zu speichern.
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Ich weiß jetzt, wie mein:e Held:in heißen wird: Ilya
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Ich möchte einmal nachfragen, wie es Ilya geht, welche Heldengeschichten er zu vollbringen vermag …
Einen lieben Gruß in den Abend! C Stern
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Kommt bald!
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Darauf freue ich mich jetzt schon, eine schöne Nachricht!
Eine blau-gelbe Tür, die sich öffnet, das klingt auch schon sehr interessant … Und daran kann sich die grüne Tür der Hoffnung anschließen …
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Aber es wird noch keine grüne Tür sein. Die Tür, die sich öffnet ist Blau-Gelb.
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